FatalesSignal
Frankfurter Rundschau
Ist es denn so schwer? Sportler:innen aus Nationen, die gerade einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führen und die das Völkerrecht brechen, haben nichts bei den Paralympics verloren.
Meldungen wie von der Ironman-Organisation am Mittwoch sind mittlerweile an der Tagesordnungen. In diesem Jahr sind Triathletinnen und Triathleten aus Russland und Belarus bei den weltumspannenden Wettbewerbe unerwünscht. Weder Profis noch Amateure sollen in diesem Jahr irgendwo starten. Man wisse, wie bitter diese Entscheidung insbesondere für die Hobbysportler sei, doch um die Integrität der Veranstaltungen zu schützen, gebe es keine andere Wahl, schrieb die Ironman-Group. Man könnte denken, das müsste eigentlich jetzt eine Selbstverständlichkeit sein.
Doch nun schert ausgerechnet das Internationale Paralympische Komitee (IPC) aus und erlaubt den Athleten aus Russland und Belarus den Start. Wie bitte? Geht’s noch? Die Entscheidung ist ein fatales Signal. Die Begründung greift viel zu kurz, nicht die Sportler leiden zu lassen. Sie sollten doch, wie IPC-Präsident Andrew Parson sagte, wie alle anderen an einem Sportereignis teilnehmen können. Der in Rio de Janeiro geborene Brasilianer mit schottischen Vorfahren scheint nicht mitbekommen zu haben, dass es in diesen Tagen schlicht nicht mehr vermittelbar ist, gegen Repräsentanten eines Kriegstreibers sportlich wettzueifern.
Erst recht nicht im Zeichen der olympischen Ringe. Ist es denn so schwer? Sportler:innen aus Nationen, die gerade einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führen und die das Völkerrecht brechen, haben aktuell auch nichts bei den Paralympics verloren.
Da hilft es auch nichts, wenn die besagten Athletinnen und Athleten unter paralympischer Flagge antreten und angeblich nicht im Medaillenspiegel auftauchen. Sie rauben trotzdem ihrer Konkurrenz die Aufmerksamkeit, denn auf die Paralympics fällt ein riesiger Schatten. Was Parson und Konsorten entschieden haben, ist zum einen feige, zum anderen widerspricht es auch der Leitlinie, die eigentlich das Internationale Olympische Komitee (IOC) vorgegeben hat. Hinzu kommt, dass auch Russland die olympische Waffenstillstandsresolution der UN-Generalversammlung unterzeichnet hat, die sieben Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele bis sieben Tage nach dem Ende der Paralympischen Winterspiele einen Waffenstillstand vorsieht. Wladimir Putin hat das einen feuchten Kehricht interessiert.
Es ist richtig, das Friedhelm-Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), in einer ersten Reaktion von einer „enttäuschenden und mutlosen Entscheidung“ spricht. Dass sich das IPC auf Regeln und Paragraphen zurückzieht, die kaum nachvollziehbar sind, ist unverständlich. Der Kniefall des IOC vor der Sportnation Russland war schon nach dem völlig inkonsequenten Vorgehen des staatlich orchestrierten Dopingskandals im Zuge der Sotschi-Spiele blamabel, nun ist das Wegducken des IPC vor jeglicher Verantwortung beschämend.