Fans fordern lautstark: "Regierung, tritt zurück!"
n-tv
Das Erdbebengebiet in der Türkei und Syrien kommt auch Wochen nach der schweren Erschütterung nicht zur Ruhe. Fußballfans der Istanbuler Klubs nutzen die Spiele, um Unterstützung für die Betroffenen zu zeigen - und für scharfe Kritik an der Regierung von Recep Tayyip Erdogan.
Fans des türkischen Fußball-Erstligisten Besiktas Istanbul haben aus Solidarität mit den Erdbebenopfern Stofftiere auf das Spielfeld geworfen. Die Stofftiere im Besiktas-Stadion flogen in Spielminute 4:17 auf das Feld - zu jener Uhrzeit hatte die Erde vor knapp drei Wochen gebebt. Bilder zeigen, wie Spieler in der Folge das Spielfeld von den Kuscheltieren befreien. Auf der Anzeigetafel wurden die Namen der vom Beben betroffenen Provinzen eingeblendet.
Zudem kritisierten die Anhänger beim 0:0 im Ligaspiel gegen Antalyaspor die türkische Staatsgewalt: "Regierung, tritt zurück", riefen die Zuschauer unter anderem. Ähnlich hatten sich am Samstag auch die Fenerbahçe-Fans beim 4:0-Sieg gegen Konyaspor in Richtung der Regierung mit Präsident Recep Tayyip Erdogan geäußert. Die Gegner der türkischen Regierung kritisieren die ihrer Meinung nach unzureichende Reaktionen und mangelnden Vorsorgemaßnahmen der Behörden auf die Naturkatastrophe, die am 6. Februar mehr als 44.000 Todesopfer in der Türkei gefordert hatte. Aus Syrien wurden zuletzt 5900 Tote gemeldet.
Am 6. Februar hatten zwei Beben der Stärke 7,7 und 7,6 die Südosttürkei und den Nordwesten Syriens erschüttert. Darauf folgten nach türkischen Angaben mehr als 9000 Nachbeben. Nach Angaben der türkischen Regierung sind rund 20 Millionen Menschen im Land von den Auswirkungen betroffen. Für Syrien gehen die Vereinten Nationen von etwa 8,8 Millionen Betroffenen aus. Zusammen entspricht das etwa der Einwohnerzahl der Metropolen Istanbul, New York, Paris und Berlin.
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