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Falsche Gleise
Frankfurter Rundschau
Der Ärger über den Streik bei der Bahn ist verständlich. Aber ist die Gewerkschaft daran alleine schuld?
Stellen wir uns einen überfüllten Bahnsteig vor. Es kommt kein Zug, denn die Lokführer und die sehr wenigen Lokführerinnen streiken. Es wäre in dieser Situation keine gute Idee, laut und deutlich Sympathie für Claus Weselsky zu bekunden - falls jemand auf diese Idee käme. Der Mann, der die „Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer“ (GDL) leitet, ist wieder mal das Gesicht eines Arbeitskampfes, der die Kundschaft der Deutschen Bahn in Wut versetzt. Der Ärger ist verständlich, einerseits. Corona hat die Nerven schon genug strapaziert, und kaum ist die Reise in den Urlaub oder zu Verwandten wieder leichter möglich, sorgt Weselsky für den nächsten „Schlag ins Gesicht“, wie eine Sprecherin des Bahnkonzerns sagt. Hat nicht die Bahn, ein wichtiges Element der Verkehrswende, unter den Schäden durch Corona und Flutkatastrophe genug zu leiden? Ist es da nicht vollkommen unangemessen, schon für dieses Jahr mehr Gehalt zu fordern? Wäre nicht ein Deal „Verzicht beim Lohnplus gegen Arbeitsplatzsicherung“, wie ihn die konkurrierende „Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft“ (EVG) geschlossen hat, angemessener? Und trägt nicht Weselskys GDL mit dem Streik in Wahrheit einen „Machtkampf“ aus?More Related News