Esa-Studie: Warum nur Frauen zum Mars fliegen sollten
Frankfurter Rundschau
Ist eine reine Frauen-Besatzung für eine Mission zum Mars von Vorteil? Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der europäischen Raumfahrtorganisation ESA.
Köln/Frankfurt - Frauen könnten bessere Besatzungsmitglieder bei Langzeitmissionen im Weltraum sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der European Space Agency (ESA), die im April veröffentlicht wurde. Das sei auf effizientere körperliche Merkmale bei Astronautinnen zurückzuführen. Die Erkenntnisse könnten vor allem für zukünftige Langzeitmissionen von hoher Bedeutung sein, wie zum Beispiel die Reise zum Mars. Der rote Planet wird aktuell von zahlreichen Rovern und Raumsonden erforscht.
Forscher der ESA in Köln verglichen in ihrer Studie den Energieverbrauch einer vierköpfigen weiblichen Besatzung während eines Weltraumaufenthalts mit dem einer männlichen Crew. Untersucht wurden der jeweilige Gesamtenergieverbrauch, Sauerstoffverbrauch, die Produktion von Kohlendioxid und metabolischer (im Stoffwechselprozess entstandener) Wärme sowie der Wasserbedarf während einer Raumfahrtmission. Die Forscher analysierten dabei keine realen Personen, sondern berechneten den Energieverbrauch auf Basis von theoretischen Astronautinnen, die hinsichtlich der Statur durchschnittliche Merkmale von echten ISS-Astronautinnen erfüllen würden. So wurde beispielsweise von Körpergrößen zwischen 1,50 Meter und 1,90 Metern ausgegangen.
„Alle Parameterschätzungen waren qualitativ niedriger als die einer theoretischen rein männlichen Besatzung aus einer früheren Studie“, kommen die Forscher in ihrer Studie zum Schluss. Insgesamt würden zwar größere Astronautinnen mehr Energie als ihre kleineren Kolleginnen verbrauchen, der Anstieg sei verglichen zu Männern aber immer noch deutlich geringer. Das führe dazu, „dass weniger zusätzliche Nahrung und Speichervolumen benötigt werden, um den Energiebedarf während einer 1080-tägigen Mission zu decken.“ Insgesamt könnten damit rund 1695 kg Nahrungsmittel eingespart werden, wenn die Besatzung rein weiblich ist.
Der Energieverbrauch ist unter anderem auf den niedrigeren Sauerstoffbedarf bei Frauen zurückzuführen. So sollen sie im Ruhezustand ebenso wie beim notwendigen aeroben Training während Raumfahrtmissionen weniger Sauerstoff verbrauchen. Sie seien bei gleicher Statur leichter als ihre männlichen Kollegen und würden unter Belastung weniger Sauerstoff aufnehmen und verwerten. In diesem Fall spricht man VO2max-Werten. Diese waren der Studie zufolge bei den theoretischen Astronautinnen niedriger als bei den Astronauten.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen die Forscher beim Wasserverbrauch: Je nach Körpergröße und Merkmalen können Frauen etwa fünf Prozent weniger Wasser benötigen und bis zu 29 Prozent weniger Wasser durchs Schwitzen verlieren, wenn sie eine aeorben Trainingsübung im All absolvieren.