Eine andere kleine Welt: Von Suchmaschinen und dem Sinn des Lebens
Frankfurter Rundschau
Schade, dass sich mit einer Suchmaschine nicht das Glück finden lässt. Stattdessen führt sie zu Dingen, die man gar nicht finden wollte. Die Kolumne.
Eigentlich ist es ja eigenartig, dass jemand für das Suchen eine Maschine erfand. Was soll sie können? Würde sie einem dabei helfen, das Glück zu finden, wäre das ja famos. Oder den Sinn des Lebens. Ihn zu finden, wäre vielleicht aber auch ernüchternd. Denn der Sinn des Lebens könnte ja strunzlangweilig sein. Und ihn zu kennen, würde uns das Leben womöglich noch sinnloser vorkommen lassen. Es ist ja immer so eine Sache mit den Erwartungen. Das ist wie mit dem Grand Canyon. Als ich den zum ersten Mal sah, war ich enttäuscht. „Wie im Pfälzerwald“, dachte ich mir, „nur größer.“ Oder Peters Oma. Schon über achtzig war sie und noch nie am Meer gewesen. Also setzte Peter sie ins Auto und fuhr mit ihr an die Nordsee. Da stand sie nun, die Oma. 1,53 groß, etwas verhutzelt, zitterig, doch mit klarem Verstand. Forschend ließ sie ihren Blick über die endlose Weite des Meeres schweifen – um schließlich fast ein wenig vorwurfsvoll zu sagen: „Ich hab’s mir größer vorgestellt.“ Häufig reicht halt die Realität längst nicht an die Fantasie heran. So kann auch das Suchen reizvoller sein als das Finden. Man kennt das ja von Ostern. Wie armselig wäre doch eine Eiersuchmaschine. Oder wie viele Eheleute erinnern sich wehmütig an die Zeit, als sie noch auf der Balz waren und mit einer Neueroberung nachts im Bett nach vollzogenem Beischlaf kalte Ravioli aus der Dose aßen. So etwas macht man im späteren Alltag doch eher selten. Andererseits wäre der Ratschlag, es mal wieder zu tun, von eher fragwürdigem paartherapeutischem Wert – von ernährungsphysiologischem sowieso.More Related News