Ein bisschen Licht
Frankfurter Rundschau
Aus der Wundertüte Nationalmannschaft kommt zur Abwechslung mal wieder viel Süßes zum Genießen.
Mads Buttgereit ist ein lustiger Vogel. Das Spiel war schon lange vorbei, die 18 000 Zuschauer hatten die Arena in Stuttgart mehrheitlich längst verlassen, sehr zufrieden mit dem 6:0 der deutschen Fußballer gegen Armenien, als der neue Standardtrainer Buttgereit seine Kollegen zum Jubelhüpfen im geschlossenen Kreis aufforderte. Doch mit seiner dänische Lockerheit im Vergleich zur gestrengen deutschen Mentalität musste Buttgereit scheitern. Zu mehr als ein, zwei, drei kleinen Sprüngen reichte es nicht. Dann hatten die anderen keine rechte Lust mehr, der ganzen Welt vorzutanzen. Aber immerhin: Ein Hauch von Ausgelassenheit war dort unten an der Trainerbank sogar oben von der Pressetribüne erkennbar gewesen. Ausbaufähig natürlich. Aber ein Anfang ist gemacht. Als ausbaufähig war auch der Fußball angesehen worden, den das neue Deutschland unter Hansi Flick dem Stuttgarter Publikum nach dem recht verkorksten Bundestrainer-Auftakt gegen Liechtenstein präsentieren sollte. Und siehe da: Ganz ähnlich wie die Nationalmannschaft beim zweiten EM-Spiel gegen Portugal – damals, in einer längst vergangenen Zeit unter Joachim Löw – präsentierten sich die deutschen Spieler in einer „Jetzt-zeigen-wir-es-dem-Land“-Stimmung. Wie viel von dieser Herangehensweise konserviert werden kann, wird sich schon am Mittwochabend (20.45 Uhr/RTL) in Reykjavik gegen Island zeigen. Flick erwartet nicht weniger als das gegen Armenien Gezeigte: „Das ist jetzt der Maßstab.“ Das Wetter dort allerdings weniger. Aus 25 Grad am Degerloch in Stuttgart runter auf elf Grad und Nieselregen. Wie dem auch sei: Es ist ja nun nicht so, dass es solche Begebenheiten wie jene vom Sonntagabend in der deutschen Länderspielstatistik noch nie gegeben hätte. Was Stuttgart in der WM-Qualifikation Anfang September 2021 erlebte, hatte Frankfurt in der EM-Qualifikation im November 2019 ganz ähnlich gesehen. Damals, als es Covid-19 noch nicht gab. Da gewann das DFB-Team 6:1 gegen Nordirland, einen Gegner der Kragenweite Armenien also, und wildfremde Menschen lagen sich in den Armen.More Related News