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Ehemaliger US-General: Warum Putin den Ukraine-Krieg bereits verloren hat
Frankfurter Rundschau
Russland plant womöglich eine neue Offensive für das Jahr 2023. Einem ehemaligen US-General zufolge hat Putin seinen Krieg jedoch ohnehin bereits verloren.
Frankfurt/New York City – Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Krieg aus strategischer Sicht bereits verloren. Dies behauptet zumindest Barry R. McCaffrey, ein pensionierter General der US-Armee. Laut ihm sei Russland in einer zunehmend geschwächten Position und nicht in der Lage, die Initiative im Ukraine-Krieg zurückzugewinnen.
McCaffrey ist ein ehemaliger Vier-Sterne-General, der von 1964 bis 1996 im US-Militär diente und nun häufig als Analyst für die US-amerikanischen Nachrichtensender MSNBC und NBC News auftritt. Wie Newsweek berichtet, war der Ex-General am Freitag (16. Dezember) bei MSNBC zu Gast, um über die Lage in der Ukraine zu sprechen. Auf die Frage der Moderatorin, wie er zu Russlands Ankündigung einer Offensive im neuen Jahr stehe, antwortete McCaffrey: „Ich denke, sie werden es versuchen. Sie sind verzweifelt. Strategisch gesehen haben sie den Krieg aber bereits verloren.“
Grund dafür ist, dass Russland operativ nicht in der Lage sei, „mit einer sehr aktiven, aggressiven ukrainischen Streitmacht umzugehen.“ Zwar habe sich Russland auf eine Position zurückgezogen, von der aus sie die zivile Infrastruktur in der Ukraine angreifen können, McCaffrey bezweifle jedoch, „dass sie die Initiative zurückgewinnen, um Odessa oder Charkiw einzunehmen.“
Das russische Militär hat seit Beginn des Angriffskriegs massenhaft Ausrüstung verloren, knapp 100.000 Soldat:innen sind bereits gefallen. Logistisch sind sie dem ukrainischen Militär, das Unterstützung vom Westen erhält, inzwischen unterlegen. „Ihre Produktionsbasis kann mit dem Krieg, den sie führen, nicht mithalten“, stellt McCaffrey fest. Sollte Russland dennoch eine Großoffensive starten, könnte dies bereits im Januar oder Februar passieren – davor warnte auch der ukrainische Außenministers Dmytro Kuleba.
Er sei sich zwar nicht sicher, dass dies „definitiv passieren wird“, die ukrainischen Streitkräfte würden sich jedoch darauf vorbereiten. „Wenn man die Mobilisierung, die angekündigte Einberufung, die Ausbildung neuer Wehrpflichtiger und die Bewegung ihrer schweren Waffen im Land berücksichtigt, haben sie eindeutig die Hoffnung, unsere Verteidigung zu durchzubrechen und tiefer in die Ukraine vorzustoßen“, so Kuleba. (tt)