Dominikanische Republik beginnt mit Bau von Grenzmauer zu Haiti
DW
Die schlechte Sicherheitslage in Haiti und die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität führt die Dominikanische Republik als Begründung an. Das Bauwerk hat jedoch noch ein weiteres Ziel.
Der Präsident der Dominikanischen Republik, Luis Abinader, läutete rund 230 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Santo Domingo den ersten Bauabschnitt der Grenzmauer zum Nachbarland ein. Das 3,9 Meter hohe Bollwerk soll knapp die Hälfte der gesamten Grenzlänge von 391 Kilometern auf der Karibikinsel Hispaniola absichern. Geplant sind außerdem 70 Wachtürme, die Installation von Kameras mit Gesichtserkennungssoftware, Bewegungssensoren und Drohnen zur zusätzlichen Grenzsicherung. Laut Abinader soll die erste Phase des Projekts spätestens in neun Monaten abgeschlossen sein.
Der Nutzen der Mauer werde für beide Nationen von großer Bedeutung sein, so Abinader beim ersten Spatenstich. „Die schwere institutionelle Krise und die Unsicherheit, die [Haiti] durchmacht, hat dessen Bevölkerung in eine besorgniserregende Situation sozialer und politischer Instabilität gebracht" - mit diesen Worten nahm Abinader Bezug auf die Lage, die sich durch die Ermordung des haitianischen Präsidenten Jovenel Moise am 7. Juli 2021 nochmals verschärfte. Die Hintergründe der Tat sind bis heute ungeklärt.
Die Grenzmauer werde den Schmuggel von Handelswaren und Waffen eindämmen und zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität in beiden Ländern beitragen, betonte Abinader. Mit der Grenzmauer will die dominikanische Regierung aber auch die illegale Einwanderung aus dem Nachbarland stoppen. Viele Haitianer kommen über die Grenze, um der Armut zu entfliehen und Arbeit zu finden, insbesondere in der Landwirtschaft und in der Bauindustrie.
Haiti, seit Jahren von politischem Chaos und von Kriminalität geplagt, ist das ärmste Land auf dem amerikanischen Kontinent. Die ebenfalls auf der Karibikinsel Hispaniola gelegene Dominikanische Republik ist dagegen in den vergangenen Jahrzehnten dank politischer Stabilität und Tourismus zu Wohlstand gekommen.
ww/jj (dpa, rtr)