Die neue Wahrheit des FC Barcelona
n-tv
Der FC Barcelona steht vor einer schmachvollen Chance: In der Europa League kämpft der Großklub um einen Titel, den man noch nie gewann und nie gewinnen wollte. Denn man sieht sich natürlich in anderen Dimensionen. Der Wettbewerb ist dennoch ungeheuer wichtig für die Katalanen.
Die Europa League ist ein hochkarätiger Wettbewerb, das gilt insbesondere in diesem Jahr. Mit Borussia Dortmund stößt überraschend der deutsche Vizemeister nach der Gruppenphase dazu, RB Leipzig ist jetzt dabei, der FC Porto, Lazio Rom, der SSC Neapel und viele weitere einstige und aktuelle Topklubs veredeln die K.o.-Phase. Der größte und strahlendste Name im Rennen ist aber der FC Barcelona. Die Spanier sind einer der größten Klubs der Welt mit der spannendsten Vita und einem prallgefüllten Trophäenschrank. Fünfmal gewannen die Katalanen die Champions League (bzw. den Europapokal der Landesmeister), 26 spanische Meisterschaften und 31 nationale Pokalsiege stehen in den Geschichtsbüchern des Großklubs, der in der eigenen Wahrnehmung mehr als ein Klub ("Més que un club") ist. Die Europa League (oder zuvor den UEFA-Cup), die stellte man sich aber noch nie in den Trophäenschrank.
Und sie verkaufen die bittere Rückkehr in den Wettbewerb nach beinahe 20 Jahren auch so. Als Chance, eine Leerstelle in der Klubgeschichte zu füllen. "Auch wenn das Ausscheiden aus der Champions League damit nicht wettgemacht werden kann, so ist es doch eine spannende Herausforderung für das Team", schreibt man auf der Klubseite mit Blick auf das hochspannende Playoff-Hinspiel gegen den SSC Neapel (Donnerstag, 18.45 Uhr/ Live bei RTL+ und im Liveticker auf ntv.de). Es ist eine Trophäe, die der Verein noch nie gewonnen hat, obwohl er schon lange mit dem Wettbewerb in seinen verschiedenen Formen verbunden ist.
Auch wenn man sich tapfer gibt, die gefühlte Wahrheit ist natürlich eine andere. Mit einem frustrierenden 0:3 gegen eine 1b-Version des FC Bayern verabschiedete sich der FC Barcelona im Dezember aus der Champions League in die Europa League. Die heimische Presse beschrieb den Vorgang drastisch: "Ab in die Hölle" ging es laut "AS" für Barça, "Marca" sah den Abstieg als "Untergang". Selbst Trainer Xavi gab sich nach dem desillusionierenden Auftritt blank an Aufbruchstimmung: "Leider sind wir jetzt in der Europa League, die nicht der richtige Ort für uns ist." Der große Mann einer stilprägenden Barça-Generation sah die eigenen Nachfolger ganz unten: "Wir fangen bei null an."