DFB-Trikot ärgert fragile Männer und wird zum Hit
n-tv
Das neue Auswärtstrikot der deutschen Fußballer sorgt für Diskussionen. Es bricht mit Vorurteilen und entpuppt sich als PR-Coup für den Hersteller. Auch die Verkaufszahlen der ersten Tage stimmen offenbar.
Florian Wirtz trägt Wölkchen von rosa Glitzer-Schminke, die anderen Nationalspieler stöckeln im Ballettröckchen zum Barbie-Bus. Selbstverständlich sind die zehntausendfach geteilten Social-Media-Bildchen nur Fotomontagen - aber nach der Präsentation der knallpinken EM-Auswärtstrikots tobt vor allem im Internet der Kulturkampf um die Deutungshoheit. Gewagtes Symbol für gesellschaftliche Vielfalt? Oder billige Anbiederung an den woken Zeitgeist?
So oder so - Adidas hat den Nerv einer in ihren Ansichten gespaltenen Nation getroffen. Nicht nur wegen des besten Verkaufsstarts eines Auswärtstrikots darf sich der Hersteller für einen PR-Coup feiern lassen. Sondern auch wegen einer guten bis genialen Werbekampagne, die die eigenen Erwartungen in Hinblick auf Reichweite übertroffen hat, Kritik antizipiert und sogleich humorvoll entkräftet. "Ist das ein Frauen-Trikot?", wird in einem Clip gefragt. Nationalspielerin Jule Brand antwortet provokant: "Ich weiß nicht. Sieht für mich bisher nicht nach acht EM-Titeln aus." Die Männer haben nur drei.
Oliver Bierhoff hat als langjähriger Nationalmannschaftsdirektor viele Trikot-Präsentationen erlebt. Generell liege das Design eher beim Ausrüster, sagte er bei Welt-TV: "Da steht auch der kommerzielle Gedanke hinter, die Trikots zu verkaufen. Und da sind sie jetzt an die ganz junge Generation gegangen." Die Konzentration auf die Generation Tiktok mit Influencern, Youtube und stundenlangen Twitch-Streams bringe auch Probleme mit sich: "Dass das ein 60-Jähriger liebend gern trägt, kann ich mir schwerer vorstellen." Der aber kann aus Adidas-Sicht, überspitzt gesagt, beim Grillen auf dem Campingplatz ja immer noch das weiße Heimtrikot über den Bauch spannen.
Als in Magdeburg ein Auto über den Weihnachtsmarkt rast und damit mindestens zwei Menschenleben nimmt, dreht sich der Fußball weiter. Doch sowohl in Düsseldorf, wo der 1. FC Magdeburg spielt, als auch beim Bundesliga-Topspiel gibt es nur ein Thema. Leipzig-Trainer Rose bittet angeschlagen um Stille.