Deutscher Dreifach-Olympiasieger kritisiert mit Urkunde seines Sohnes die Bundesjugendspiele scharf
Frankfurter Rundschau
Wintersport-Ikone Felix Loch hat die neuen Bundesjugendspiele scharf kritisiert. „Augenwischerei“ nennt er die Reform und nennt Gründe.
München – Es gibt harsche Kritik an der Reform der Bundesjugendspiele. Nun auch von Wintersport-Star Felix Loch. Der dreifache Olympiasieger, der in der Rodelbahn zuhause ist, hat dazu die Ehrenurkunde seines Sohnes gepostet. Was ist der Hintergrund? Ab dem neuen Schuljahr werden die jährlich stattfindenden Spiele in den Sportarten Leichtathletik und Schwimmen für alle Grundschulkinder bis zur vierten Klasse nur noch als Wettbewerb ausgetragen – und nicht wie bislang nur in der ersten und zweiten Klasse. Damit sollen die Spiele kindgemäßer werden. Im Unterschied zum Wettkampf werden die Punkte für Leistungen künftig nicht mehr nach bundesweiten Normgrößen vergeben.
Für Schüler bedeutet das, dass die Zeit beim Laufen oder die Weite beim Springen nicht mehr gestoppt oder gemessen wird. Sondern Zonen mit Punkten eingeführt werden. Felix Loch geht das auf den Zeiger, wie er am Beispiel seines Sohnes Lorenz zeigt, mit dem er erst jüngst in der Allianz Arena war. „So schaut sie aus, die Urkunde der neuen Bundesjugendspiele „Wettbewerb“ mit OHNE Punkte! Unser Lenzi hatte vor den Sommerferien noch beides: einmal die klassischen Bundesjugendspiele (wie wir „Alten“ sie noch kennen) und einmal den neuen „Wettbewerb“. Ich durfte als Papa vor Ort mithelfen und ja, was soll ich sagen: es ist einfach Augenwischerei!“, schreibt Loch auf Facebook und zeigt die Urkunde.
Als einer, der vor Ort war, schreibt er auch seine Begründung: „Ausnahmslos ALLE Kinder hatten richtig Bock sich zu messen. Wer wirft weiter, wer springt höher usw. Ob es jetzt „Wettkampf“ oder „Wettbewerb“ heißt, versteht sowieso kein Kind, wenn dann nur die Lehrer*innen, die versucht haben, sich die hunderten Seiten von Regeln reinzuziehen!“, so der Spitzensportler, der meint: „Kinder haben Lust auf Wettkampf – jeden Tag. Wer ist schneller mit der Hausi fertig, wer macht größere Seifenblasen, wer fährt schneller Radl. Gerade jetzt sollte es in unserem Land nicht darum gehen, Wettkämpfe zu verhindern, sondern sie zu fördern. Von mir aus JEDEN Tag mit jeweils einer Stunde Sportunterricht für alle Kinder und nicht nur einmal im Jahr vor den Ferien“.
Vor allem mit Rückblick auf die desaströse Leichtathletik-WM, über die der frühere Weltklasse-Zehnkämpfer Jürgen Hingsen mit Blick auf die Reform der Bundesjugendspiele sagt: „Getreu dem Motto: Alle haben sich lieb und umarmen sich. Dabei ist doch gerade der sportliche Wettkampf, den man braucht, um im Leben später zu bestehen, in diesem Alter wesentlich. Die Motivation, Leistung zu erbringen, wird durch solche Maßnahmen zunehmend infrage gestellt. Die Gründe dafür kann ich nicht ansatzweise nachvollziehen“.
In die selbe Kerbe haut auch Loch, der überspitzt meint: „Ganz ehrlich: mich hat noch keiner gefragt, ob ich damals besonders hübsch die Bahn runter „getanzt“ bin, sondern wie schnell ich war! Es geht am Ende des Tages um Leistung, ums verlieren lernen und um den Respekt gegenüber Menschen, die eben auch mal besser sind wie du selbst.“ Er hat dabei das große Ganze im Blick und meint: „Nur durch Konkurrenzsituationen können wir besser werden. Genau deswegen machen wir Sport, egal ob Breiten- oder Leistungssport. Wir WOLLEN besser werden! Lasst den Kindern ihren Wettkampf. Unsere Gesellschaft wird es uns danken!“.