Der nächste Karriereschritt des Multi-Funktionärs
Frankfurter Rundschau
Der Badener Ronny Zimmermann wird zu einer zentralen Figur im Machtgefüge des Deutschen Fußball-Bundes – Wahl zum Amt des 1. DFB-Vizepräsidenten Amateure fast sicher
Es war von langer Hand geplant und eingetütet. Geschenkt also, dass Ronny Zimmermann vorgeblich „einige Zeit in mich gehen“ musste, ehe er die Beförderung annahm. Der 60-Jährige ist jetzt Vorsitzender der Konferenz der 21 Landes- und Regionalverbandspräsidenten im Deutschen Fußball-Bund und damit beim großen DFB-Bundestag am 11. März Kandidat für das Amt des 1. DFB-Vizepräsidenten Amateure. Sollte er gewählt werden, woran es angesichts der Macht- und Mehrheitsverhältnisse wenig Zweifel gibt, würde Zimmermann auf den mächtigen Rainer Koch folgen. Das war im Vorfeld schon lange so ausbaldowert worden, auch, weil Koch seinen Gegnern keine Angriffsfläche in der Front der ersten Reihe mehr geben wollte. Ein geschickter Schachzug. Der Bayer Koch soll als „normaler“ Vizepräsident im Präsidium bleiben. Mit dem Juristen Zimmermann weiß er einen Getreuen an seiner Seite.
Der Badener mit der stilprägenden Frisur der 1980er-Jahre war früher - anders als die allermeisten Präsidiumskollegen - ein ansehnlich guter Oberligastürmer und machte dann die klassische Karriere eines Multifunktionärs im DFB: Zweiter Vorsitzender des VfB Wiesloch, Präsident des badischen Verbandes, Vorstand des Süddeutschen Fußballverbandes, DFB-Beirat, DFB-Vorstand, Mitglied im Kuratorium der Sepp-Herberger-Stiftung, DFB-Präsidiumsmitglied, Vorsitzender der Außenstelle Sinsheim der Frauen-WM 2011, Spieldelegierter für die Uefa, Mitglied im Komitee für Jugend- und Amateurfußball der Uefa, Vorsitzender der Kommission zur Einführung der Regionalliga Südwest, Delegationsleiter bei der deutschen U21. Viel unterwegs, der Zimmermann, das fleißige Feierbiest, das sich jetzt „geehrt vom großen Vertrauen der Präsidentenkonferenz“ fühlt.
Im Jahr 2018 geriet Zimmermann durch die Initiative „Neuanfang 2020“ in seiner Heimatregion zwar unter Druck. Doch die Opposition gegen den Landesverbandspräsidenten, die ihm „Demokratiedefizit und Vetterleswirtschaft“ vorwarf, scheiterte. Es gehe ihm „nur noch um den Erhalt seiner Macht und den damit verbundenen Privilegien“ sagte seinerzeit ein Kritiker. In einem „schleichenden Prozess“ sei aus dem Badischen Fußballverband „eine Autokratie geworden“. Zimmermann entgegnete, eine „verheerende Unzufriedenheit wird uns direkt von den Vereinen nicht gespiegelt“. Der Vorwurf der Vetternwirtschaft sei „Unsinn“. Im November 2020 wurde er wiedergewählt, steht dem badischen Verband seit nunmehr 18 Jahren vor - und macht nun den nächsten großen Karriereschritt.