Der kometenhafte Aufstieg des Johannes Golla – EM-Titel als Höhepunkt?
Frankfurter Rundschau
Johannes Golla erlebt einen rasanten Aufstieg. Der 26-Jährige ist mittlerweile Leistungsträger und Kapitän der deutschen Nationalmannschaft.
Berlin – Jan Immel ist ehrlich, wenn er zu seinem früheren Schützling Johannes Golla befragt wird. Der kometenhafte Aufstieg des heute 26-Jährigen zum Bundesligaprofi, Nationalspieler, Kapitän der deutschen Mannschaft, nein, das alles sei nicht zu erwarten gewesen.
Als der Junge aus Eltville-Erbach im Rheingau im Alter von elf, zwölf, dreizehn Jahren nachmittags bei Immels Talentförderung an der Wiesbadener Elly-Heuss-Schule teilnahm, spielte er noch im Rückraum. Zumindest körperlich war er damals schon den meisten Mitspielern überlegen. Aber spielerisch? In der Hessenauswahl wurde Golla als B-Jugendlicher (damals im Trikot der SG Wallau) gar aussortiert.
Immel, 105-maliger Nationalspieler zwischen 1999 und 2004, war übrigens einst gar nicht erst in die Landesauswahl eingeladen worden. „Die Pubertät entscheidet, dann geht’s los, vorher kann man im Handball wenige Aussagen treffen“, sagt der 47-Jährige.
Die entscheidenden Anstöße für Gollas Karriere gaben Papa Peter, früher selbst Handballer, sowie Michael Roth, als Johannes 17 war. Er durfte dank der Kontakte seines Vaters bei der MT Melsungen ins Probetraining, und Roth, dem Trainer des Bundesligisten, war klar: Dieser junge Modellathlet gehört an den Kreis.
Dass der gebürtige Rüdesheimer, seit fünfeinhalb Jahren für die SG Flensburg-Handewitt spielend, schon mit 23 von Bundestrainer Alfred Gislason zum Kapitän ernannt, ins All-Star-Team der EM 2022 und zum deutschen Handballer des Jahres 2022 gewählt wurde, hat wiederum viel, sehr viel mit Ehrgeiz und Disziplin zu tun. „Golli ist an Professionalität kaum zu toppen, nach dem Training immer noch am Trainieren. Mit seiner Einstellung zieht er die Mannschaft mit“, sagt Nationalteamkollege Timo Kastening.