Der blinde Syrer von Oberhatzkofen
Frankfurter Rundschau
Mheddin Saho ist bestens integriert – dennoch droht ihm die Abschiebung nach Spanien, wo es behinderte Flüchtlinge besonders schwer haben. In Niederbayern wächst der Protest.
Kati, Sara, Sandra, Ines und Sophie – sie alle, fünf junge Frauen, sind von München nach Regensburg ins Verwaltungsgericht gekommen. Um ihn zu unterstützen, um ihm Mut zu geben. „Mheddin muss hier bleiben und seinen Master schreiben“, sagt Sandra. Die Frauen kennen ihn vom Studium, Anglistik an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, sind mit ihm befreundet. An der Uni hat sich Mheddin Saho bestens eingelebt, obwohl er erst seit zweieinhalb Jahren in Deutschland ist. Seine Abschlussarbeit hat zum Thema, mit welchen neuen Methoden man Blinden das Erlernen von Fremdsprachen erleichtern kann. Mheddin Saho ist selbst blind, von Geburt an. Der 27-Jährige kommt aus Syrien, in Deutschland hat er Asyl beantragt. Dass es ihm gewährt wird, dass er nicht nach Spanien abgeschoben wird, stellt sich als immer schwieriger dar – trotz seines Einsatzes, Gerichtsklagen, Beurteilungen, trotz der Hilfe des Anwalts, vieler Unterstützer:innen und Freunde. Der Bibliothekssaal im Verwaltungsgericht Regensburg, mitten in der Altstadt, ist der größte des Hauses. An einem Dienstag wird hier die Klage Saho gegen die Bundesrepublik Deutschland und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) aufgerufen. Sein Asylantrag war abgelehnt worden, gemäß des Dublin-Abkommens der EU soll er dahin ausreisen, von wo er gekommen war – Spanien, ein „sicheres Herkunftsland“, wie es in den Akten steht. Saho meint, in aller Kürze, dass er als Flüchtling mit einer 100-prozentigen Behinderung in Spanien nie Fuß fassen könnte. Er wäre dort allein, ohne Hilfe, ohne Sprachkenntnisse, ohne Integrationsangebote.More Related News