Das unechte Spiel mit der Bundesliga
n-tv
Die Gehälter sind zu hoch, die Gelder zu schmutzig, die Fans nur noch ein Beiwerk: Viel war während der Coronakrise von einer Entfremdung zwischen dem Fußball und seiner Basis die Rede. Doch jetzt sind die Stadien wieder voll und die Frage ist: Wie passt das zusammen?
Der freie Verkauf dauerte nicht einmal zehn Stunden. Bereits fünf Tage vor dem Heimspiel gegen RB Leipzig vermeldete Borussia Dortmund am Montagabend: Alle 81.365 Eintrittskarten sind vergriffen. Auch Eintracht Frankfurt rechnet am Samstag gegen die SpVgg Greuther Fürth mit mehr als 50.000 Zuschauern. Die These, nach der sich mehr und mehr Fans während der Coronakrise vom modernen Profifußball entfremdet haben, lässt sich zumindest durch die aktuellen Zuschauerzahlen in Deutschland nicht belegen. Wie überhaupt der Fußball nach zwei Jahren Pandemie zahlreiche Signale sendet, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zueinander passen.
Seit dem ersten Lockdown kündigen Vereins- und Verbandsvertreter eine neue "Demut" in ihrem Multimillionen-Euro-Geschäft an. Doch gleich in ihrem ersten großen "Bild"-Interview als neue Geschäftsführerin der Deutschen Fußball Liga wollte Donata Hopfen nicht einmal einen Supercup in Saudi-Arabien ausschließen. Hertha BSC beantragte staatliche Coronahilfen von rund sieben Millionen Euro, obwohl der Unternehmer Lars Windhorst in den Jahren 2019 bis 2021 rund 375 Millionen Euro in den Klub investierte. Doch kaum sind seit dem 20. März überall wieder volle Stadien erlaubt, füllen die Anhänger sie an den meisten Orten auch wieder. Wie passt das zusammen?
Experten sehen darin keinen Widerspruch. "Ich glaube, das hat ganz viel mit der gesamtgesellschaftlichen Situation zu tun", sagt Helen Breit, die Vorsitzende der Fan-Organisation "Unsere Kurve". "Die Leute wollen rausgehen. Jeder Mensch ist die Pandemie ein bisschen leid. Da bietet der Fußball genau wie der kulturelle Bereich die Möglichkeit, wieder eine Normalität wie früher zu erleben."