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Das Ende des Mummenschanzes
n-tv
Jahrelang versuchten das IOC und die Gastgeber, die Winterspiele in Peking als unpolitische Veranstaltung zu verkaufen. Kurz vor der Abschlussfeier fallen dann aber die Masken und es wird deutlich, welchen Nutzen Chinas Autokraten innen- und außenpolitisch ziehen wollen.
Die Mär von den unpolitischen Olympischen Winterspielen hatte China jahrelang verbissen verteidigt. Am vergangenen Donnerstag - nur drei Tage vor dem Ende des Mummenschanzes - fielen auf der Zielgeraden dann doch noch die Hüllen. Eine Sprecherin des Organisationskomitees BOCOG nutzte die Bühne vor der internationalen Presseschar, um im Glanz der fünf Ringe unverblümt den Inselstaat Taiwan zu einem "untrennbaren Teil" der Volksrepublik zu erklären und Beweise für die systematische Zwangsarbeit von Uiguren in Xinjiang als "Lüge" zu bezeichnen.
Die Aussagen konterkarierten die Idee der Olympischen Charta, die politische Neutralität verlangt. Und sie waren eine Ohrfeige für das Internationale Olympische Komitee. So lange hatte sich der Verband mit seinem deutschen Präsidenten Thomas Bach schützend vor das Gastgeberland gestellt, Pekings Propaganda nachgeplappert und im verstörenden Missbrauchsfall der Tennisspielerin Peng Shuai sogar darauf verzichtet, Chinas Führung um Aufklärung zu bitten.
Der Moment, in dem das BOCOG die Contenance verlor, lieferte dem IOC eine bittere Lehre: Es wurde daran erinnert, dass es nach jahrelangem Schulterschluss mit den Autokraten aus Peking schließlich seine Schuldigkeit getan hatte. Zweimal innerhalb der vergangenen 14 Jahre servierte das IOC der autoritären Staatsführung die Olympischen Spiele als Werkzeug zur Durchsetzung nationaler Interessen nach innen wie nach außen. Und dennoch ersparten die Gastgeber ihren Steigbügelhaltern diese Bloßstellung nicht.