Darmstadt: Hilfsorganisationen prangern menschenverachtende Flüchtlingspolitik an
Frankfurter Rundschau
Erstmals wird in Darmstadt eine ganze Familie in Abschiebehaft genommen. Initiativen fordern eine menschliche Flüchtlingspolitik. Auch Kritik an der Stadt wird laut.
Gerade hat die Mahnwache für eine humanitäre Flüchtlingspolitik, die regelmäßig auf dem Darmstädter Luisenplatz stattfindet, ihr fünfjähriges Bestehen begangen, da wird erstmals eine ganze Familie in der Abschiebehafteinrichtung in Darmstadt festgesetzt. Familie A. war 2013/2014 aus Pakistan nach Deutschland geflohen und lebte in Kriftel. Bis vor zwei Wochen. „Morgens um sechs standen sieben Polizisten vor der Tür und sagten ‚packt ein, ihr habt eine Stunde Zeit’“, schildert Shayan, der heute 19-jährige Sohn. Der Richter, dem sie vorgeführt wurden, habe die Haft angeordnet, weil Fluchtgefahr bestehe. Das Bündnis Community for all verurteilte die Festnahme aufs Schärfste. Die Familie sei vorbildlich integriert. Der Vater arbeite seit 2019 festangestellt in einem Frankfurter Imbiss, sein Sohn habe ab August einen Platz an einer Realschule. Zwar wurde die Familie am Montag nach sechs Tagen auf Veranlassung der Ausländerbehörde Kriftel wieder freigelassen – ob sie dauerhaft bleiben dürfe, wisse man aber nicht, sagt Sima Scherneck von der Initiative PIA – Hilfe für Personen in Abschiebehaft. Der Bau im Stadtteil Eberstadt ist Hessens einzige derartige Einrichtung, und so wird in der Stadt die Kritik an Abschiebung besonders laut geäußert.More Related News