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Darmstadt: Frauenhaus kritisiert Urteil zu Tötung von Ehefrau
Frankfurter Rundschau
Ein 27-Jähriger aus Biebesheim im Kreis Groß-Gerau erwürgt seine Frau und versteckt ihre Leiche im Gebüsch. Das Frauenhaus kritisiert: Das war keine Tat im Affekt.
Anlässlich des Tages gegen Gewalt an Frauen hat das Frauenhaus Darmstadt ein Gerichtsurteil und die Berichterstattung zu einem Tötungsdelikt kritisiert. Dabei geht es um den Fall eines 27-Jährigen aus Biebesheim (Kreis Groß-Gerau), der im Februar seine Ehefrau erwürgt hat. Das Landgericht Darmstadt verurteilte ihn wegen Totschlags zu 13 Jahren und sechs Monaten Haft. Die Verteidigung legte inzwischen Revision ein, wie das Gericht mitteilte.
Das Frauenhaus kritisiert die Haltung des Richters, der die häusliche Gewalt, die hier stattgefunden habe, als „toxische Beziehung“ bezeichnete und in Bezug auf das Opfer, eine Mutter von zwei Kindern, feststellte, dass sie dies „nicht verdient hätte“. Die Staatsanwaltschaft hatte dem Mann vorgeworfen, die Frau aus Eifersucht erwürgt und in ein Gebüsch gelegt zu haben, weil sie sich von ihm trennen wollte. Er gestand die Tötung, die jedoch nicht als Mord, sondern als Totschlag bewertet wurde. „Gegen einen Totschlag im Affekt spricht die Tötungsart“, schreibt das Frauenhaus. Erwürgen bedeute die Aufrechterhaltung einer Tötungsabsicht über einen längeren Zeitraum, bis der Tod eintritt. Auch dass der Täter versucht habe, die Ermordung zu vertuschen und seine Angehörigen zu täuschen, spreche gegen Totschlag.
„Der Begriff toxische Beziehung, wird der Problematik nicht gerecht“, sagt Frauenhaus-Leiterin Christine Degel. Er verschleiere, dass es nicht um Konflikte auf Augenhöhe gehe, sondern um eine Gewaltdynamik in asymmetrisch angelegten Beziehungen. In der Berichterstattung werde jetzt öfter von „toxische“ oder „narzisstische“ Beziehung, statt häuslicher Gewalt gesprochen. Damit werde der Geschlechteraspekt übersehen. Man müsse kein Narzisst sein, um seine Frau zu schlagen. Dies könne in jeder Partnerschaft passieren. Auch Begriffe wie „Familientragödien“ oder „Eifersuchtsdramen“ würden Gewalt gegen Frauen verharmlosen.