Cybersicherheit: Wie Staaten ihre kritische Infrastruktur schützen können
DW
Hackerangriffe auf Energieversorger, Telefonanbieter und Regierungen können ganze Gesellschaften lahmlegen. Das macht sie zu einer mächtigen Waffe, wie der Ukraine-Krieg zeigt. Wie können Staaten sich absichern?
Berlins Chefdiplomatin redete nicht um den heißen Brei herum. Um sicherzustellen, so Annalena Baerbock, dass nach einem größeren Cyberangriff "unser Schienenverkehr weiter funktioniert, medizinische Behandlungen nach wie vor möglich sind und die Polizei weiter arbeiten kann", müsse Deutschland seine Cybersicherheit erheblich ausbauen. "Dafür brauchen wir eine stärkere und widerstandsfähigere Infrastruktur", sagte die deutsche Außenministerin jüngst gegenüber Regierungsvertretern aus aller Welt bei einer Konferenz in Potsdam.
Ihre Warnung unterstrich, was Experten bei dem Treffen als beunruhigende Entwicklung ausmachten: Rund um den Globus berichten Staaten über vermehrte Cyberangriffe auf ihre kritische Infrastruktur wie etwa die Energie- und Wasserversorgung oder Behörden - Einrichtungen, die so lebenswichtig für die Sicherheit und Wirtschaft eines Landes sind, dass ohne sie alles zusammenbrechen könnte.
Im August legten zum Beispiel Hacker die IT-Infrastruktur Montenegros lahm. Im Juli ließen Angreifer die Regierungshomepage in Albanien abstürzen. Und im Frühjahr blockierte eine Ransomware-Bande die Computersysteme von fast drei Dutzend Regierungsbehörden in Costa Rica - das Land musste als erstes in der Geschichte aufgrund einer Cyberattacke den nationalen Notstand ausrufen.
Hinter den meisten Angriffen stecken Kriminelle, die Milliarden damit verdienen, eine IT-Struktur als Geisel zu nehmen und Lösegeld dafür zu verlangen, dass sie den Zugang zu den Computernetzwerken wieder freigeben. Aber auch Staaten, so warnte die deutsche Außenministerin Baerbock, nutzen Cyberangriffe immer öfter als mächtiges Werkzeug, um in militärischen Konflikten ihren Feind zu schwächen: "Cybertechnologie ist mittlerweile Teil der modernen Kriegsführung geworden - wie sich in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigt."
Die Erfahrung des belagerten Landes illustriert, wie Cyberangriffe als militärische Waffe eingesetzt werden. Als Russland im Februar einmarschierte, stieg gleichzeitig die Zahl der Hackerangriffe auf Ziele in der Ukraine oder mit Verbindungen zur Ukraine sprunghaft an, so Oleksandr Potii vom State Service of Special Communication and Information Protection, dem ukrainischen Sicherheits- und Geheimdienst.