Corona-Welle: Regierung versucht Chinesen zu beruhigen
DW
Nach der Kehrtwende in der Corona-Politik können die Behörden in China die Expansion des Virus nicht mehr genau verfolgen. Angesichts leerer Apothekenregale will die Führung die Versorgung mit Medikamenten verbessern.
Die wahre Zahl an Corona-Infektionen könne nicht mehr angegeben werden, erklärte die nationale Gesundheitsbehörde in Peking. "Viele asymptomatische Menschen machen keine PCR-Tests mehr, deshalb ist es unmöglich, die aktuelle Zahl von asymptomatisch Infizierten akkurat zu benennen." Die stellvertretende Regierungschefin Sun Chunlan gab an, dass die Zahl der Infektionen in der Hauptstadt Peking "rasant steigt".
Angesichts dessen legen viele Menschen in China Vorräte mit Medikamenten an. In Online-Netzwerken wird über ausverkaufte Arzneimittel und lange Schlangen vor Apotheken in der Hauptstadt berichtet. Viele Unternehmen, Geschäfte und Restaurants in Peking sind lahmgelegt, weil ein Großteil der Beschäftigten krank ist.
Krankenhäuser müssen einen Ansturm von COVID-Patienten bewältigen und sind teils überlastet, während sich auch das Gesundheitspersonal reihenweise ansteckt. Die Behörden riefen die Bevölkerung dazu auf, die Krankheit möglichst zuhause auszukurieren und nicht in die Kliniken zu strömen.
Angesichts der rasant steigenden Ansteckungszahlen nach der Beendigung der strikten Null-COVID-Strategie sagte Sun Chunlan eine effektivere medizinische Behandlung und Versorgung mit Medikamenten zu. Es brauche zusätzliche Fieberkliniken und mehr Personal. Vor allem Ältere, Kinder, Patienten mit Vorerkrankungen, Schwangere und andere besonders gefährdete Gruppen müssten besser geschützt werden, sagte die Politikerin bei einer Inspektionstour in Pekinger Gesundheitseinrichtungen. Sie rief dazu auf, einen "reibungslosen Übergang" von der bisherigen Vorbeugung gegen das Virus zur jetzt nötigen medizinischen Behandlung der Infizierten zu gewährleisten.
Die Vizeregierungschefin unterstrich auch die Notwendigkeit, die Reaktion auf das Virus "wirksam" mit der wirtschaftlichen Entwicklung zu koordinieren - was als Hinweis auf einen der Beweggründe hinter der Kehrtwende zur Null-COVID-Politik betrachtet wird. So hatten die vielen Lockdowns, Bewegungsbeschränkungen und andere Zwangsmaßnahmen das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft stark beeinträchtigt.