Bundestagskandidat Shoan Vaisi: „Alptraum“ der Rechten
Frankfurter Rundschau
Shoan Vaisi floh aus dem Iran. Jetzt will er als Bundestagsabgeordneter Geflüchteten eine Stimme geben und stellt sich dem Hass - ein Porträt
Tareq Alaows wollte eigentlich im September für die Grünen in den Deutschen Bundestag einziehen. Doch als Geflüchteter, der 2015 aus Syrien nach Deutschland kam, zog er derart viel Hass auf sich, dass er im März den Rückzug seiner Kandidatur bekannt gab. Als Grund führte er damals „die hohe Bedrohungslage für mich und vor allem für mir nahestehende Menschen“ auf. Für viele war Alaows’ Rückzug ein Schock. Auch für den Essener Shoan Vaisi. Doch er fühlte sich dadurch auch angespornt. Nach dem Motto: Jetzt erst recht. „Zwei Tage nach Alaows’ Rückzug habe ich meine Kandidatur für den Bundestag bekanntgegeben“, erzählt der 31-Jährige, der 2011 zu Fuß aus dem Iran in die Türkei und dann über Griechenland nach Deutschland geflohen ist, am Telefon. Auf Listenplatz 12 der nordrhein-westfälischen Linken hat Vaisi realistische Chancen, den Einzug in den Bundestag zu schaffen – 7,7 bis 8,3 Prozent müsse die Partei seinen Berechnungen nach dafür bundesweit holen. Kein Selbstläufer also, wenn man auf die aktuellen Umfragewerte schaut – aber durchaus möglich. „Die Anspannung steigt“, sagt Vaisi. Während für manche Kandidatinnen und Kandidaten der Wahlkampf jetzt erst so langsam beginnt, läuft er bei Vaisi seit jenem Tag im Frühjahr, als er offiziell seine Kandidatur bekannt gegeben hat, auf Hochtouren. Regelmäßig erhält er Interviewanfragen oder Einladungen zu Podiumsdiskussionen. „Und ich bekomme täglich Nachrichten von Menschen, die auch geflüchtet sind und die in mir einen möglichen Repräsentanten in der Politik sehen“, sagt Vaisi. Von vielen Seiten erhalte er ermutigenden Zuspruch. Selbst Leute von der CDU und der FDP hätten ihm geschrieben, dass sie seine Kandidatur gut und wichtig finden.More Related News