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Bosnien und Herzegowina: Alte Gräben brechen wieder auf
Frankfurter Rundschau
Während viele Menschen in Bosnien und Herzegowina unter Armut leiden, schüren führende Politiker Angst vor bewaffneten Konflikten.
Braun gurgeln in Doboj die Fluten der über die Ufer getretenen Bosna. Nach tagelangen Regenfällen ist der Flusspegel in der nordbosnischen Provinzstadt wieder am Sinken: Zumindest die befürchtete Wiederholung der Hochwasserkatastrophe von 2014 bleibt den krisengeplagten Anwohner:innen vorläufig erspart.
Während der Überschwemmungen vor sieben Jahren sei es egal gewesen, „ob Du Bosniake, Serbe oder Kroate bist. Alle halfen mit“, erinnert sich in Doboj der Kriegsinvalide Zoran Panic an die schwerste Notlage des gebeutelten Vielvölkerstaats seit Ende des Bosnienkriegs (1992-1995). Egal welcher Abstammung – im Alltag mache seinen Landsleuten vor allem die Frage zu schaffen, „wie man über die Runden kommt“, sagt der Mann, der als Soldat der bosnisch-serbischen Truppen durch den Tritt auf eine Mine sein Bein verlor: „Normale Leute kommen miteinander aus. Einen Krieg will niemand mehr. Nur die Politiker versuchen, mit den Kriegsängsten zu punkten.“
Auch an der Drina, Save und Neretva ist in Bosnien und Herzegowina Hochwasser-Entwarnung angesagt. Doch von Krisenentspannung ist wenig zu spüren. Im Gegenteil: 26 Jahre nach Kriegsende scheinen die überwunden geglaubten Gräben neu aufzubrechen.