Borussia Dortmund hisst die Weiße Fahne
Frankfurter Rundschau
Borussia Dortmund zieht sich als Bayern-Jäger schon nach der Hinrunde zurück - es fehlt Bedingungslosigkeit.
Dieses Mal hat Didi Hamann nicht mal „nageln“ müssen, Marco Rose wusste selbst, dass der Karren in den Dreck gefahren war oder, wie der Trainer von Borussia Dortmund nach dem zutiefst ernüchternden 2:3 gegen Hertha BSC sagte: „Wir haben uns vorgenommen, die Bayern zu ärgern. In der Verfassung, in der wir momentan sind und in der Bayern ist, wird das jetzt relativ schwer.“ Es hat ja fast schon Tradition in Dortmund, die Meisterschaft relativ früh in der Saison abzuschreiben, Lucien Favre, Vor-Vorgänger von Rose, hat das vorgemacht, Rose tut das jetzt im Grunde auch. Vermutlich hat er Recht: Borussia Dortmund, Tabellenplatz zwei zwar, aber im Kern nur noch als „Bayern-Jäger“ unter ferner liefen rangierend, hat nach Abschluss der Hinrunde bereits neun Punkte Rückstand auf den Branchenprimus.
Eigentlich schlimmer noch: Wie schnell dieser Rückstand immer größer wurde, er hat ja fast canyon-artige Ausmaße: Vor dem 3. Dezember, dem Aufeinandertreffen der beiden Schwergewichtige aus Dortmund und München, lag der BVB lediglich einen Zähler hinter den Bayern. In etwas mehr als zwei Wochen haben die Schwarzgelben beinahe alles verspielt, sie unterlagen den Bayern 2:3, spielten 1:1 gegen Bochum, bezwangen mit Mühe Greuther Fürth und unterlagen Hertha, die Mitte der Woche noch vom FSV Mainz mit 0:4 verprügelt wurde. Der BVB holte in diesen 15 Tagen vier, der FCB zwölf Punkte.
Was stimmt nur nicht mit Borussia Dortmund? Marco Rose, der sich Mitte der Woche furchtbar aufgeregte, weil TV-Experte Hamann es gewagt hatte, den BVB wegen seines mühevollen Sieges gegen Fürth zu kritisieren, bemängelte nun das grundsätzliche Fehlen von Essenziellem: Rose nannte es „Bedingungslosigkeit“. Dass man in Berlin gewinnen wolle, habe man nicht erkennen können, statt dessen liefere man „ein Drecksspiel“ ab, wie BVB-Boss Joachim Watzke bellte. „Wir spielen zu lange zu wenig bedingungslos - und erst wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“, schimpfte Rose. Aber um „maximal erfolgreich zu sein, braucht es ein bisschen mehr“.