Boris Johnson kassiert letzte Corona-Restriktionen
DW
In England gab es bereits so gut wie keine Corona-Regeln mehr. Nun streicht Premier Boris Johnson auch die letzte Vorschrift und erfüllt damit Forderungen aus seiner Konservativen Partei. Doch Experten warnen.
Der britische Premierminister Boris Johnson hat die Abschaffung der letzten Corona-Maßnahmen in England angekündigt. Ab Donnerstag ende die Pflicht zur häuslichen Isolation nach einem positiven Corona-Test, sagte Johnson vor dem Parlament. Die Bevölkerung verfüge über ein "ausreichendes Maß an Immunität", um künftig auf derartige Schutzmaßnahmen zu verzichten. "Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben und uns und andere weiterhin zu schützen, ohne unsere Freiheiten einzuschränken".
Die Einschränkungen hätten einen "hohen Preis" für Wirtschaft, Gesellschaft, das geistige Wohlbefinden und die Chancen der Kinder, und "wir sollten diesen Preis nicht noch länger zahlen", sagte Johnson. Die neue Strategie der Regierung für das "Leben mit Corona" setzt demnach vor allem auf Impfungen und Medikamente gegen COVID-19. Ab dem Frühjahr sollen Menschen über 75 Jahre und Risikopatienten eine weitere Auffrischungsimpfung angeboten werden.
Bis zum 1. April wird jedoch weiterhin empfohlen, bei einem positiven Test zu Hause zu bleiben. Ab diesem Zeitpunkt werden die kostenlosen Tests außer für ältere oder gefährdete Menschen aufgrund der hohen finanziellen Kosten abgeschafft. Ähnlich wie bei einer Grippe sollen Betroffene mit "COVID-19-Symptomen" danach eigenverantwortlich handeln. Mit dem Vorhaben erfüllt der Premier zentrale Forderungen aus seiner Konservativen Partei.
Großbritannien ist mit mehr als 158.000 Todesfällen eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder Europas. Die Zahl der Neuinfektionen ist zwar immer noch hoch, die Infektions- und Hospitalisierungsrate ist aber seit Jahresbeginn stark zurückgegangen.
Die Spitzen des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS lehnen die Abschaffung der Isolationspflicht und der kostenlosen Tests trotzdem mehrheitlich ab, wie der Verbandsvorsitzende der NHS Confederation, Matthew Taylor, erklärte. Zwar gebe es dank der Impfungen und neuer Corona-Medikamente inzwischen "echte Hoffnung", sagte Taylor. "Aber die Regierung kann keinen Zauberstab schwenken und so tun, als sei die Bedrohung vollständig verschwunden."