Booster-Impfungen für alle gegen Corona: Ärztepräsident kritisiert Jens Spahn
Frankfurter Rundschau
Nach dem Aufruf des geschäftsführenden Gesundheitsministers Jens Spahn eine Drittimpfung für alle zu ermöglichen, hagelt es nun Kritik von Ärzt:innen.
Berlin - Gegen die steigenden Corona-Fallzahlen in Deutschland hat der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu einer möglichen Booster-Impfung für alle aufgerufen. Zahlreiche Mediziner:innen berufen sich jedoch auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission und sehen den Aufruf derzeit noch kritisch.
„Für die Notwendigkeit von Auffrischimpfungen für Menschen jeglichen Alters gibt es bisher keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz“, sagte etwa Ärztepräsident Klaus Reinhardt den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Während die Wirksamkeit einer Auffrischungsimpfung bei älteren und schwer vorerkrankten Menschen mit oft schwächere Immunantwort gegen das Coronavirus belegt sei, fehle für jüngere und weniger gefährdete Menschen noch eine Stiko-Empfehlung für die Drittimpfung.
Besonders Hausärzt:innen zeigten sich über Spahns Vorstoß verärgert. Armin Beck, Mitglied im Bundesvorstand des Hausärzteverbands kritisiert, „dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Erwartungen schürt, Booster-Impfungen seien für alle möglich“, während Hausärzt:innen der Stiko-Empfehlung folgen und Drittimpfungen nur für ältere und vorerkrankte Patient:innen anbieten. Durch die Äußerungen von Spahn werde nun aber der Aufklärungs- und Diskussionsbedarf in den Praxen größer.