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Blick in Abgründe: Lukaschenkos sadistischer Umgang mit dem Leben Schutzsuchender
Frankfurter Rundschau
Dass Lukaschenko sein sadistisches Spiel mit Menschenleben treiben kann, ist eine Folge des kollektiven Versagens der EU in der Migrations- und Flüchtlingspolitik.
Regierungen benutzen Menschen in Not für politische Zwecke. Man hat dieses zynische Spiel bereits in der Türkei beobachtet und in Marokko, wo Geflüchtete zur Ausreise in die EU gedrängt wurden. Was allerdings der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko seit Monaten treibt, ist an Menschenverachtung kaum zu überbieten. Denn anders als in der Türkei, die mehr als vier Millionen Geflüchtete beherbergt, gibt es in Belarus eigentlich keine Schutzsuchenden aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan. Der Diktator lässt sie extra einfliegen, um sie dann wie Vieh über die Grenzen von Weißrussland in die EU prügeln zu lassen.
Wer sich mit Lukaschenko befasst, blickt immer wieder in Abgründe der Gewissenlosigkeit. Das hat sich schon bei der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung gezeigt. Oder bei der Entführung eines Ryanair-Jets, die der Diktator befahl, um einen jungen Mann zu kidnappen. Anschließend ließ er Roman Protassewitsch foltern und vor laufenden Kameras zur Schau stellen.
Ist all das noch übersteigerte Rachsucht oder schon krankhafter Sadismus? Man tut wohl gut daran, sich nicht zu lange mit der seelischen Verfassung dieses Schlächters aufzuhalten. Denn am Ende geht es um Politik, nicht um Psychologie. EU-Innenkommissarin Ylva Johansson weist deshalb zu Recht darauf hin, dass Lukaschenko in der aktuellen Migrationskrise zwar „der Böse ist“. Dass aber die EU eben nicht Belarus sei. „Wir müssen uns an Werte und an das Recht halten.“