Berliner Rauchschwaden
Frankfurter Rundschau
Hertha BSC trennt sich von seinem Trainer Pal Dardai. Sportvorstand Fredi Bobic holt alten Spezi Tayfun Korkut nach Berlin.
Es ist jetzt erst ein gutes halbes Jahr her, dass Pal Dardai im Fernsehen eine dicke Cohiba geraucht hat, politisch nicht sehr korrekt, aber hey, der Mann hatte gerade den Big-City-Klub gerettet, zum zweiten Mal schon. Ein dünnes 0:0 reichte seinerzeit in der letzten Saison zu Hause gegen den 1. FC Köln, und kaum war das trostlose Spiel abgepfiffen, hatte Berlins Kommunikationschef Paul Keuter dem erfolgreichen Coach einen Humidor mit zwölf kubanischen Edel-Zigarren überreicht. Dardai, seit einem Vierteljahrhundert schon bei Hertha, hatte ein paar Wochen zuvor, als es an die schwierigen Rettungsaufgaben gegangen war, im kleinen Kreis gestöhnt: „Wenn ich das schaffe, rauche ich Zigarre auf der Bank.“
Das hat Dardai dann nicht getan, dafür im weitläufigen Garten des Schlosshotels Grunewald. Keuter war zuvor zu „Zigarren Herzog“ in die Stralauer Allee gefahren, um des Trainers Lieblings-Zigarre zu besorgen. „Das habe ich mir verdient, sollte der Coach später im ZDF-Sportstudio sagen, genüsslich paffend.
Tja, ein halbes Jahr später ist die Luft raus, Pal Dardai kein Cheftrainer mehr, und seine Cos, Andreas Neuendorf und Admir Hamzagic auch nicht mehr. Mit sofortiger Wirkung, teilte die Hertha am Montagmorgen mit, sei der 45 Jahre alte Ungar von seinen Aufgaben entbunden. Womöglich kehrt er zurück in die Jugendarbeit, auch das hatte er seienerzeit launig gesagt: Ob U16, U17 oder bei den Profis, das sei egal, er werde auf jeden Fall beim Klub bleiben. In der neuen Saison, am dritten Spieltag, bei null Punkten und einer 0:5-Packung gegen die Bayern sagte er spöttisch und leicht beleidigt: „Wahrscheinlich sucht Hertha BSC seit langem einen großen Trainer. Pal ist ein kleiner Trainer, ein netter Trainer, er hilft aus so lange, wie es sein soll. Wenn ein ganz großer Trainer hier ist, geht Pal sofort.“.