Befremden über Viertelfinal-Spielorte
Frankfurter Rundschau
Sogar aus Osteuropa wird die Auswahl der Viertelfinal-Spielorte Baku und Sankt Petersburg kritisiert.
Antonin Barak hat den Moment aus der Puskas-Arena von Budapest für die Ewigkeit abgespeichert. Vergangenen Sonntag war der tschechische Nationalspieler beim Sensationscoup gegen die Niederlande (2:0) in der Schlussphase ausgewechselt worden, als er auf den mit 52 834 Fans besetzten Rängen „glückliche Gesichter von Menschen sah, die mir nahe stehen“, wie der 26-Jährige in einer Pressekonferenz in Prag verriet, „denn von mir waren viele Freunde und Bekannte im Stadion.“ Insgesamt mehr als 7000 Landsleute waren recht unkompliziert in die ungarische Hauptstadt gekommen – und mindestens ebenso viele würden sich gerne auch das Viertelfinale gegen Dänemark am Samstag (18 Uhr/ARD) ansehen. Doch das findet dummerweise in Baku statt: Doch der Spielort liegt nicht nur weit weg am Kaspischen Meer, sondern ist auch mit komplizierten Einreiseregeln versehen. Nicht nur bei den Anhänger:innen, die gerne das historische K.o.-Duell vor Ort verfolgen würden, sorgt das für Enttäuschung. Auch der dänische Nationaltrainer Kasper Hjulmand ist verstimmt: „Rein sportlich gesehen gibt es Orte, an denen ich lieber spielen würde. Aber selbst wenn es am Südpol wäre, würden wir uns auf ein EM-Viertelfinale freuen.“ Beide Nationen können nicht exakt mitteilen, wie viele Fans mitreisen. Petr Sedivy, der Pressesprecher des tschechischen Fußballverbandes, sagt: „Das Problem ist, dass unsere Fans fünf Tage in Quarantäne müssten, wenn sie aus Aserbaidschan zurückkommen.“ Am Trip nach Baku hatte zuerst Torjäger Patrik Schick von Bayer Leverkusen Kritik geübt, nun schloss sich auch der Antreiber Barak von Hellas Verona an: „Wir sind frustriert, dass wir in Baku spielen, weil nicht mal engste Angehörige dabei sein können.“ Es ist erstaunlich, dass so scharfe Kritik aus Osteuropa ertönt, ist diese paneuropäische EM doch auch deshalb zustande gekommen, weil sich der damalige Uefa-Präsident Michel Platini vor allem mit osteuropäischer Zustimmung im Amt hielt. Und schnell waren Spielorte wie Budapest, Bukarest, St. Petersburg oder eben Baku für diese EM gesetzt.More Related News