Ausschreitungen im Westjordanland nach Tötung von Israelis
DW
Nach der Tötung zweier israelischer Siedler ist es im Westjordanland zu schweren Konfrontationen gekommen. Sie überschatteten erste israelisch-palästinensische Gespräche seit Jahren über vertrauensbildende Maßnahmen.
Nach einem tödlichen Anschlag auf zwei Israelis im nördlichen Westjordanland ist es in dem vom Israel besetzten Palästinensergebiet am Sonntag zu schweren Ausschreitungen israelischer Siedler gekommen. Ein 37 Jahre alter Palästinenser wurde nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums durch Schüsse tödlich verletzt. Es ist noch unklar, ob diese von Siedlern oder israelischen Soldaten abgegeben worden waren. Mindestens 100 Palästinenser wurden nach Angaben von Sanitätern verletzt, als israelische Siedler in Huwara und Ortschaften in der Umgebung zahlreiche Häuser, Läden und Autos von Palästinensern in Brand setzten.
Zuvor waren bei einem Anschlag in Huwara, das südlich von Nablus liegt, zwei Siedler im Alter von 20 und 22 Jahren erschossen worden. Sie stammten aus der nahegelegenen israelischen Siedlung Har Bracha. Die Suche nach dem palästinensischen Tatverdächtigen läuft noch. Angesichts der gefährlichen Eskalation der Lage teilte die israelische Armee mit, sie werde ihre Truppen im Westjordanland um zwei weitere Bataillone verstärken.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief seine Landsleute am Sonntagabend dazu auf, "das Gesetz nicht selbst in die Hand zu nehmen, selbst wenn das Blut kocht." Der israelische Präsident Isaac Herzog verurteilte das Vorgehen der gewalttätigen israelischen Siedler scharf. "Das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen, zu randalieren und Gewaltakte gegen Unschuldige zu begehen - das ist nicht unsere Art", sagte er.
Zuvor hatten Israelis und Palästinenser bei einem Treffen in der jordanischen Hafenstadt Akaba vertrauensbildende Maßnahmen vereinbart. An den mutmaßlich ersten direkten Gesprächen dieser Art zwischen beiden Seiten seit Jahren nahmen auch Regierungsvertreter der USA, Jordaniens und Ägyptens teil. Ein weiteres Treffen wurde für kommenden Monat im ägyptischen Scharm el Scheich angesetzt.
Israelis und Palästinenser wollten "einseitige Maßnahmen" für drei bis sechs Monate aussetzen, hieß es ohne Nennung weiterer Details in einer gemeinsamen Erklärung. Israel verpflichtete sich demnach, vier Monate lang keine Diskussionen über den Bau neuer Siedlungen im Westjordanland zu führen und sechs Monate lang keine neuen Siedlungsaußenposten zu genehmigen.