Atomkraft: Wenn der fromme Wunsch nach Nachhaltigkeit wie eine Seifenblase platzt
Frankfurter Rundschau
Für Atomkraft wie für tropische Wälder brauchen wir Leitplanken. Die Kolumne von Manfred Niekisch.
Frankfurt - Sie galt als Zauberwort. Nachhaltigkeit sollte für das Konzept stehen, menschliches Tun dauerhaft sozial, wirtschaftlich und ökologisch tragfähig zu gestalten. Im Blick stand dabei, von den Schätzen der Erde nur so viel zu nutzen wie nachwächst, um Nutzungsoptionen künftiger Generationen nicht zu schmälern.
Doch schnell wurde klar, dass das Etikett der Nachhaltigkeit mitunter auf Projekte und Nutzungsformen geklebt wurde ohne ehrliche Absicht. Und wo der Anspruch ehrlich gemeint war, zeigten sich zunehmend Schwierigkeiten ihn zu erfüllen.
Die Idee bleibt gut, aber es hapert gewaltig an ihrer Umsetzung. Das zeigen aktuell zwei warnend herausragende Themen. Eines ist die Energieversorgung und hier der Vorschlag der EU-Kommission, Atomkraft als nachhaltig einzustufen.
Es gehört schon eine gewisse Dreistigkeit dazu, die Umweltschäden und Emissionen von Kohlendioxid (CO2) in der Kette vom Abbau des Urans bis hin zur Endlagerung des Atommülls einfach auszublenden. Stellte man all das in Rechnung, sähe es mies aus mit der Nachhaltigkeit von Atomkraft.
Der irgendwann fällige Rückbau der Kraftwerke ist da noch nicht einmal mit betrachtet, geschweige denn sind es die Risiken dieser Technologie. Da steckt wohl die Absicht der Europäischen Union dahinter, einer unwirtschaftlichen Energieproduktion die Subventionshähne zu öffnen, denn Atomenergie wäre wieder förderfähig, weil als klimafreundlich deklariert.