Asako Yuzuki „Butter“: Auch Manako hat gelernt, stets duldsam zu sein
Frankfurter Rundschau
Asako Yuzuki erzählt in „Butter“ die schräge Geschichte einer mutmaßlichen Serienmörderin.
Es brauche nicht viel, um ein gutes Essen zuzubereiten, meint Manako Kajii. Nur eine Zutat dürfe niemals fehlen: Butter. „Wenn ich gute Butter esse“, schwärmt sie, „habe ich das Gefühl zu fallen.“ Eine Weile war die Japanerin mit ihrem Gourmet-Blog ein Star im Netz. Doch dann wurde sie verhaftet. Der Vorwurf: Sie habe Männer über eine Dating-Plattform angelockt, sie vor allem mit Kochkünsten beeindruckt, dann um ihr Geld betrogen – und schließlich drei von ihnen umgebracht. Ob das stimmt? Immerhin hatte eines der Opfer hohen Blutdruck, ein anderes nahm Schlaftabletten und ein drittes war wohl selbstmordgefährdet.
Das ist ein Kriminalfall, der viel Aufmerksamkeit erregt. Die Journalistin Rika Machida sucht daher den Kontakt mit der als Serienmörderin verdächtigten Manako Kajii. Tatsächlich lässt die Inhaftierte wissen, dass Rika sie unter einer Bedingung in der Haftanstalt besuchen dürfe: Sie wolle ausschließlich übers Essen reden.
Die japanische Schriftstellerin Asako Yuzuki (Jahrgang 1981), deren Prosa schon einige Male vom japanischen Fernsehen adaptiert worden ist, widmet sich diesem originellen Plot. Er ist nicht völlig frei erfunden, sondern basiert lose, wie die Autorin in einem Interview angemerkt hat, auf einem Fall von 2009. In „Butter“ dient er ihr vor allem, um die Situation der Frauen in Japan zu schildern – zumindest einige Aspekte davon.
Diese Situation wird unter anderem dadurch bestimmt, dass Frauen wie Manako Kajii, die Essen und Trinken genießen, schief angesehen werden. Und nicht alle sind so stark wie Manako Kajii, der solche Seitenblicke offenbar gleichgültig sind. „Eine Frau musste schon sehr resolut sein“, heißt es im Roman, „um sich zu entscheiden, keine Diät zu machen und einfach dick zu sein.“
Die Journalistin Rika ihrerseits glaubt, dass „die meisten Beamten und Politiker“ der Ansicht seien, „eine Journalistin träfe sich nicht wegen eines Interviews mit ihnen, sondern weil sie Interesse an ihnen als Mann hatte“. Auch sieht Rika ihre Karrierepläne durch Vorurteile der Männer belastet. Kollege Kitamura behauptet kühn, dass Polizei und Politik lieber das Gespräch mit männlichen als mit weiblichen Reportern suchten – da könne Rika sich abrackern wie sie wolle. Das hier entworfene Bild deckt sich durchaus mit dem „Global Gender Gap Index“ des Weltwirtschaftsforums, der die Gleichstellung von Mann und Frau auf den Feldern Wirtschaft, Bildung, Gesundheit und Politik bewertet. Dort liegt Japan unter 156 bewerteten Ländern auf Platz 120.