Als Klinsmann und Bierhoff sich im Wald verliefen
Frankfurter Rundschau
Nach 18 Jahren kehrt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zurück ins Kempinski nach Gravenbruch vor die Tore von Frankfurt
Oliver Bierhoff kann sich noch ganz gut erinnern. Damals, in den 1990er-Jahren, als der DFB-Direktor Torjäger der deutschen Nationalmannschaft war, fand hin und wieder mal ein wenig beliebter Waldläufe durch den Stadtwald vor den Toren von Frankfurt statt. Berti Vogts, der damalige Bundestrainer, mit dem (2015 verstorbenen) Teammanager Bernd Pfaff voran, die Spieler hinterher. „Irgendwann wussten Berti und Bernd nicht mehr den Weg zurück zum Hotel. Es wurde dann ein Felix-Magath-Gedächtnislauf“, berichtet Bierhoff lächelnd aus längst vergangenen Zeiten. Einige verirrte Spieler, so sagt die Legende, seien gar per Anhalter zurückgebracht worden, unter anderem Jürgen Klinsmann.
Lang, lang ist es her, seit die deutsche A-Nationalmannschaft zum letzten Mal an diesem Irrgarten-Wald im Kempinski Hotel gegenüber dem Autokino in Gravenbruch logierte. Bis 2004, als Rudi Völler noch Teamchef war, trafen sich die besten Fußballspieler des Landes regelmäßig dort zwischen Neu-Isenburg, Heusenstamm und Dietzenbach im Süden von Frankfurt. Trainiert wurde meist auf der Sportanlage am Martinsee in Heusenstamm. Alle waren zufrieden - bis Jürgen Klinsmann übernahm.
Seit diesem Montag, als die von Hansi Flick nominierten Spieler zur Vorbereitung auf die Testspiele gegen Israel in Sinsheim (26. März) und in Amsterdam gegen die Niederlande (29, März) bis zum Abend angekommen sein mussten, ist das 5-Sterne-Haus erstmals seit 18 Jahren wieder Gastgeber für das deutsche A-Team.
Klinsmann, Bundestrainer zwischen 2004 und 2006, hatte andere Ideen für seine Auserwählten. Die Spieler sollten Big-City-Flair erleben und nicht irgendwo am Waldrand untergebracht werden.
Während der kurzen Klinsmann-Bundestrainer-Ära nächtigte die Nationalmannschaft in einem der oberen Stockwerke des (derzeit wegen Renovierung geschlossenen) Frankfurter Hotels Intercontinental, nah am Main und nah am Bahnhofsviertel gelegen. Klinsmann wollte, dass die Spieler Stadtluft schnuppern.