Afghanistan: Religionspolizei der Taliban überwacht Bartschneide-Verbot
Frankfurter Rundschau
Die Taliban beginnen mit deutlichen Einschnitten in die private Lebensgestaltung in Afghanistan. Das Bartschneiden ist mancherorts schon verboten.
Kabul – Die Taliban wollten es diesmal anders machen. Ein teilweise fast staatsmännischer Auftritt, weniger martialisches Gehabe und vor allem viele Versprechen sollten die Welt davon überzeugen, dass die streng religiösen Paramilitärs gar nicht so schlimm sind. Doch nachdem sich die Taliban in den ersten Tagen nach ihrer Machtübernahme mit Eingriffen ins Privatleben des Volkes in Afghanistan noch zurückhielten, signalisieren erste Neuregelungen erneut einen Weg zurück in einen regiden Gottesstaat.
Bekannt ist die Diskussion über die Wiedereröffnung der Mädchenschulen. Während Lehrer und Schüler bereits wieder in die Schulen geschickt werden, mussten Lehrerinnen und Schülerinnen größtenteils zu Hause bleiben. Erst auf den Druck der internationalen Gemeinschaft hin, auf deren Gelder aus Entwicklungshilfeprogrammen die Machthaber in Kabul nicht verzichten wollen, kündigten sie an, die Mädchenschulen ebenfalls wieder zu eröffnen.
In einigen Provinzen, wie etwa im nördlichen Balch, sind die Mädchenschulen bereits geöffnet, die Regionalchefs der Taliban agieren auf dem Feld der Frauen- und Mädchenrechte häufig sehr unterschiedlich. Die Frauenaktivistin Kobra Balooch fasste die Haltung der Taliban in einem Telefonat mit der Deutschen Welle zusammen: „Ich glaube, ein Teil der Taliban vermeidet momentan unnötige Provokationen und Auseinandersetzung mit der Zivilgesellschaft. Sie wollen die Anerkennung der Weltgemeinschaft gewinnen und Hilfsgelder bekommen. Aber im Kern haben die Taliban sich nicht geändert. Sie lehnen nach wie vor jede Beteiligung von Frauen am öffentlichen Leben ab.“