57 Meter ins Glück
Frankfurter Rundschau
Der Bochumer Gerrit Holtmann erzielt ein spektakuläres Tor, weil er seinem rechten Fuß nicht vertraut.
Alfred Schunk, der europäische Scout der philippinischen Fußball-Nationalmannschaft, hat am Samstagabend noch ein bisschen zu tun gehabt. Denn Rosemarie, die in Bremerhaven beheimatete philippinische Mutter von Gerrit Holtmann, hatte sich beim 70-jährigen Schunk gemeldet und bat um ein Video. Sie hatte mitbekommen, dass ihrem deutsch-philippinischen Sohn im Trikot des VfL Bochum gegen Mainz 05 ein Treffer gelungen war, der es zum „Tor des Monats“ schaffen dürfte. 57 Meter war der flinke Linksaußen mit dem Ball am Fuß gerannt, von Linksaußen in der Nähe der Mittellinie quer nach vorn bis an die Nähe des Fünfmeterraumes rechts vorm Mainzer Tor, er hatte dabei sechs (!!!!!!) Mainzer Spieler umkurvt, ehe er in der 21. Minute das 1:0 für den Aufsteiger erzielte. Ein Prachttor fürwahr, das der 26-Jährige später so erklärte: Er habe nicht genug Vertrauen in seinen rechten Fuß, weshalb er so lange weiterdribbelt war, bis er den Ball auf seinen starken linken Fuß bekommen konnte - und überlegt einschob. „Eklatant schlecht verteidigt“, rüffelte der Mainzer Trainer Bo Svensson hinterher zu Recht. Aber dennoch war der Lauf ins Glück eine Klasse-Performance des in Bochum nun unter dem Kosenamen „Ruhrpott-Messi“ bekannten Holtmann. Der Linksaußen - der sich in der Jugend von Werder Bremen nicht durchsetzen konnte, bei Eintracht Braunschweig auf sich aufmerksam machte, 2016 für stolze drei Millionen Euro zu Bochums Samstag-Gegner Mainz transferiert wurde und dort die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte - hat eine gute Zweitligasaison hinter sich. Seine Tiefenläufe trugen mit zum Aufstieg der Bochumer bei. Holtmann, früher oft zu hibbelig am Ball, ist ruhiger geworden und doch ein Unruheherd geblieben.More Related News