
Österreich: Sensation in Graz - Stadt bekommt kommunistische Bürgermeisterin
Frankfurter Rundschau
In Österreichs zweitgrößter Stadt kommen jetzt die Kommunist:innen ans Ruder – und wollen kein Kind ohne Fahrrad sehen.
Graz – In der heutigen politischen Landschaft ist es durchaus unüblich für Volksvertreter:innen, ihre Politik auch zu leben. Etwas aus ihrem persönlichen Pott abzugeben, um die Lebensumstände anderer zu verbessern, ist noch viel unüblicher. Elke Kahr und ihre Mitstreiter:innen von der Kommunistischen Partei (KPÖ) in Graz haben im vergangenen Jahr jeweils zwei Drittel ihres Gehaltes an Bedürftige der Region gespendet. Ihren Angaben zufolge wurden 1577 arme Menschen mit 168.000 Euro unterstützt. Menschen, die ihre Wohnung räumen sollten oder nichts mehr zu essen kaufen konnten.
Gelebte Bürgernähe wie diese ist einer der Gründe, warum in Graz die Kommunist:innen zusammen mit Grünen und der SPÖ künftig Österreichs zweitgrößte Stadt mit fast 300.000 Menschen regieren werden.
Ihr Sensationssieg mit knapp 29 Prozent bei der Kommunalwahl ist nun zwei Monate her, jetzt soll die 60-jährige Kahr am Mittwoch (17.11.2021) zur ersten kommunistischen Bürgermeisterin einer österreichischen Großstadt gewählt werden. „Es ist ein Wechselbad der Gefühle, ich habe jedenfalls immense Demut vor der Aufgabe“, sagte Kahr der Deutschen Presse-Agentur kurz vor ihrem Amtsantritt.