Zwischen Shrimps-Zucht und Krisen: Steinmeier im Indo-Pazifik
ProSieben
Die erste große Reise des Bundespräsidenten in der zweiten Amtszeit führt nach Singapur und Indonesien. Der Krieg in Europa zeigt auch hier Spuren. Lebensmittel- und Energiepreise steigen rasant. Steinmeier will wissen: Wie wird hier die neue Weltlage eingeschätzt?
Es ist schwül-heiß in Singapur und manchmal sieht man auch ihm das anstrengende Klima an: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist für zwei Tage in den Inselstaat gereist, zwei Tage in Indonesien werden sich anschließen. Die erste große Auslandsreise seiner noch jungen zweiten Amtszeit, der erste Besuch in Asien seit Beginn der Corona-Pandemie. Während in Deutschland über den Besuch von Kanzler Olaf Scholz (SPD) in Kiew gesprochen wird, wo Steinmeier eigentlich schon Mitte April sein wollte, ist er nun im Indo-Pazifik unterwegs. Warum?
Die Liste der Gesprächsthemen verdeutlicht das gut. Sie spiegelt die von Scholz ausgerufene Zeitenwende in den internationalen Beziehungen nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wider. Wären vor dem 24. Februar noch die Corona-Pandemie und ihre Folgen beherrschende Themen gewesen, sind es nun die Folgen des Krieges in Europa. Wie schaut man in einem ganz anderen Teil der Welt auf die Veränderungen - politisch und wirtschaftlich? Welche Schlüsse werden hier gezogen? Und lassen sich hier Unterstützer gewinnen? Diese Fragen bewegen Steinmeier.
"In diesen Zeiten, die viele unserer Überzeugungen und Standards infrage stellen, ist es wichtig, verlässliche Partner und gemeinsame Werte zu haben", sagt er am Mittwoch bei einer Konferenz der Deutsch-Singapurischen Industrie- und Handelskammer. Das ist in diesem Moment auf die Wirtschaft gemünzt, aber auch politisch gemeint. So hat man in Deutschland zufrieden registriert, dass Singapur und Indonesien zum Beispiel in der UN-Generalversammlung im März der Resolution gegen den Ukraine-Krieg zugestimmt haben.
Steinmeier bekommt in Singapur aber auch zu hören, dass man sich nicht auf eine bestimmte Seite schlagen will, militärische Sicherheit zum Beispiel bei den USA sucht, sich wirtschaftlich aber stark gen China ausrichtet. Der Blick auf das "immer autoritärer auftretende China" (O-Ton Steinmeier), das in Europa zunehmend als zweites großes Risiko neben Russland gesehen wird, ist hier ein anderer.