
Zwischen Phänomen und Zweifeln
Frankfurter Rundschau
Tadej Pogacar bestimmt die Tour de France nach Belieben. Im Radsport löst so etwas fast automatisch Misstrauen aus.
Für die Leistungen von Tour-Überflieger Tadej Pogacar haben seine desillusionierten Konkurrenten oft nur ein Wort. „Unglaublich“, hört man von allen Seiten aus dem Peloton. Am Ruhetag am Montag in Tignes werden sie sich vermutlich den Kopf darüber zerbrochen haben, wie der Mann im Gelben Trikot noch zu gefährden ist. Schließlich ist es kaum zu fassen, was Pogacar bisher bei der Tour de France abgeliefert hat. Dabei hat der Radsport nach dem chaotischen Auftakt in das Jahrhundert viel dafür getan, um eben eines wieder zu sein: glaubhaft. Nun kommt dieses slowenische Phänomen daher und lässt die anderen Profis aus dem Favoritenkreis aussehen, als würden sie nicht ansatzweise an sein Niveau herankommen. „Sie haben mich attackiert und ich respektiere das. Am Ende braucht man gute Beine“, sagte Pogacar stoisch nach den beiden Alpen-Etappen. Ex-Profi Marcel Kittel sieht in dem 22-Jährigen schon den Seriensieger der kommenden Jahre. „Wenn man seine Karriere und seine stetige Entwicklung verfolgt, könnte man schon zum Schluss kommen, dass da ein Abonnement-Sieger in die Pedale tritt“, sagte der 33-Jährige im „Kicker“. Im Radsport wirft so etwas reflexartig Fragen und Spekulationen auf. Die Antworten aus Pogacars Scheich-Team UAE sind die üblichen: Großes Talent, noch größerer Wille, hartes Training. Doch sein überragendes Zeitfahren und das erstaunliche Solo über 30 Kilometer und zwei Berge auf der ersten Alpen-Etappe lassen Zweiflern keine Ruhe.More Related News