
Zwanghafte Löschung von Gedanken und Gedenken
Die Welt
In Hongkong steht Chinas einziges Mahnmal zur Erinnerung an das Tiananmen-Massaker. Nun soll die „Säule der Schande“ verschwinden. Was die drohende Zerstörung einer Statue auf einem Hongkonger Universitäts-Campus bedeutet – nicht zuletzt für den Westen.
Auf Parteibefehl entschied die inzwischen nahezu vollständig gleichgeschaltete University of Hongkong, sich ihres berühmtesten Campus-Kunstwerks zu entledigen. 1997, im Jahr des „Hand-Over“, des Übergangs Hongkongs von einer britischen Kronkolonie in eine „Special Administrative Region“, war nämlich dort eine acht Meter hohe Skulptur namens „Säule der Schande“ aufgestellt worden.
Gefertigt vom dänischen Bildhauer Jens Galschiot erinnerten in einer gleichsam säkularisierten Pietá die Überlebenden an die 1989 Niedergemetzelten, hielten Menschen einander in den Armen oder streckten in unendlicher Verzweiflung ihre Hände aus. Nun jedoch informierte die auch in westlichen Städten präsente internationale Anwaltskanzlei Mayer Brown den skandinavischen Künstler in einer harschen Nachricht, dass er die mit zwei Tonnen ebenso wuchtige wie filigran gestaltete Betonskulptur bis zum Mittwoch entfernt haben müsse.