Zverev will jetzt Geschichte schreiben, nicht wiederholen
n-tv
Alexander Zverev steht vor dem Einzug ins Finale der French Open, mal wieder. Im vergangenen Jahr endet die Hoffnung mit Schmerzen und Schreien. Diesmal soll der nächste Schritt gelingen. Es wäre ein großer.
Am 3. Juni vergangenen Jahres erlebten 15.000 Tennisfans eines der größten Matches, die jemals auf dem mächtigen Court Philippe-Chatrier, dem Center Court der French Open, ausgetragen wurden. Alexander Zverev und Rafael Nadal lieferten sich ein episches Duell, nach drei Stunden waren nicht einmal zwei Sätze gespielt. Es war ein fantastisches Match, nicht durchgehend hochklassig, aber jederzeit faszinierend. Und völlig offen. Dann endete der Kampf mit einem Knall: Bei Zverev rissen mehrere Bänder im rechten Knöchel, das Match endete mit erschütternden Schreien des Deutschen.
Zwei Siege war Zverev damals davon entfernt, endlich sein erstes Grand-Slam-Turnier zu gewinnen und damit eine große Sehnsucht zu befriedigen, die manchmal eine Obsession zu sein scheint und irgendwann zum Trauma werden kann. Nun ist der Olympiasieger und zweifache Weltmeister zurück, steht an der gleichen Stelle im Turnier und wird am Abend wieder auf dem Platz stehen, auf dem vor einem Jahr die Weiche von Triumphzug schmerzhaft auf Abstellgleis umsprang. Gegen den norwegischen Weltranglistenvierten Casper Ruud geht es darum, nun endlich den nächsten Schritt zu machen. "Es war das härteste Jahr meines Lebens, ich liebe Tennis mehr als alles andere im Leben. Ich spiele den Sport nicht für das Geld, nicht für den Ruhm oder irgendetwas anderes", sagte Zverev in den frühen Morgenstunden zum Ende der ersten Turnierwoche. "Als man mir das genommen hat, war das sehr schwer. Ich bin sehr froh, hier zurück zu sein."
Er hat sich hierher zurück gekämpft. Durch eine lange, schwere Rehaphase, durch eine Zeit voller sportlicher Rückschläge und durch die Verzweiflung über sich selbst. "Ich muss mal gewinnen, und dann löst sich das. Mehr weiß ich jetzt auch nicht, was ich sagen soll. Dieses Jahr spiele ich das schlechteste Tennis, wahrscheinlich seit 2015, 2016", hatte Zverev nach einem frühen Aus im Mai beim Masters-Turnier in Rom geklagt. Das hat sich in den Tagen von Paris gedreht, beim wichtigsten Sandplatzturnier des Jahres reiht der Hamburger eine starke Vorstellung an die nächste.