
Zuständig, das waren andere
Die Welt
Die Aktenlage schien eindeutig: Am Abend der Ahrflut war die damalige Umweltministerin Spiegel nicht mehr zu erreichen. Im Untersuchungsausschuss erklären sie und ihr Vertrauter nun, dass es doch ein Gespräch gab. Entscheidend aber sei eine andere Sache.
Dann erscheint Anne Spiegel selbst, um kurz nach 21 Uhr, der Ausschuss tagt nun in seiner zwölften Stunde. Ganz in Schwarz und Grau. Sie nimmt im Zeugenstand Platz und die schwarze Maske ab. Und geht sofort in die Offensive. „Es ist absolut falsch und ich weise entschieden zurück, dass ich zu irgendeinem Zeitpunkt eine andere Priorität hatte als den Menschen zu helfen.“
Seit Tagen sorgt Spiegel für Aufsehen. Es geht um Nachrichten aus ihrem Ministerium aus jener Nacht, als im Ahrtal mehr als 130 Menschen bei der Flut ums Leben kamen. Spiegel, heute Familienministerin im Bund, war damals Umweltministerin in Rheinland-Pfalz. Die nun veröffentlichten Nachrichten legten das Bild eines Ministerapparats nahe, dem es nicht so sehr um die dramatische Lage der Menschen ging – sondern vielmehr um das Image der Chefin und die Abwehr möglicher Schuldzuweisungen innerhalb der Regierung.