Zu viel der Muskeln - Wenn Leistungssportler abtrainieren
DW
Wer seine Karriere als Profisportler beendet, kann alles andere als seine Füße hochlegen. Muskeln, Herz aber auch Psyche müssen an das Leben danach gewöhnt werden. Aber warum ist das so wichtig?
Tränen sind nicht gerollt. Es war unbändige Freude über dieses perfekte Ende nach einer erfolgreichen Laufbahn als Profifußballerin. Simone Laudehr, eine Fußballlegende, Titeljägerin, Nationalspielerin. Zuletzt beim FC Bayern München. Nach dem Bundesligafinale 2021 reckt sie die Meisterschale in die Höhe. Eine Krönung, die zu diesem Zeitpunkt nicht treffender hätte sein können. Es war ihr letztes Spiel.
"Ich hatte auch einige Verletzungen. Das muss man dann erstmal wieder wegstecken und dann genauso stark wieder zurückkommen. Mein Körper merkt das auch", sagte Simone Laudehr, als sie entschied, ihre Profikarriere an den Nagel zu hängen. Ein Leben ganz ohne Sport ist aber undenkbar für die 35-Jährige, die heute deutlich weniger trainiert und noch immer auf der Suche nach einer neuen Sportart für sich ist.
Denn Füße hochlegen ist nicht ratsam für ehemalige Leistungssportler. Über Jahre aufgebaute Muskeln, das sogenannte "Sportlerherz" und auch die Psyche - Körper und Geist müssten auf das Leben danach vorbereitet werden, sagt Hans-Georg Predel. "Wer auftrainiert, muss auch abtrainieren und das ganz gezielt, also nach Plan", so der Professor vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Da ist zum einen die Muskulatur, die über Jahre hochtrainiert und ständig einem Anspannungsreiz ausgesetzt wurde. "Diesen Reiz braucht die Muskulatur auch nach dem Karriereende. Wer plötzlich mit dem Sport aufhört, riskiert muskuläre Krämpfe, Muskelschmerzen und unangenehme Spannungszustände", sagt Predel der DW.
Das heißt nicht, dass sich Athleten nach der Meisterschaft nicht erst einmal in die symbolische Hängematte legen und Urlaub machen dürfen. Sportwissenschaftler und Mediziner beobachten eher, dass beinahe alle Leistungssportler nach Großereignissen wie Meisterschaften und Olympischen Spielen eine Auszeit von ihrem Sport benötigen. So vermisst die ehemalige Fußballnationalspielerin Simone Laudehr den Rasen bis heute nicht, sagt sie im Gespräch mit der DW. "Ich habe keine Lust mehr. Ich spiele gerne mal bei den FC-Bayern-Legenden mit und vielleicht im nächsten Jahr wieder aus Spaß. Aber bis jetzt habe ich das nicht gebraucht."