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Zeitenwende beim DFB
Frankfurter Rundschau
Mehr Neuanfang geht eigentlich nicht. Das ist bitter nötig, denn die neue DFB-Spitze steht vor einem Gebirge an Problemen. Ein Kommentar.
Der demolierte, demaskierte und derangierte Verlierer war nach seiner Abwahl aus dem Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes durch eine Seitentür davongehuscht, über der das Schild „Notausgang“ Symbolkraft entfaltete. Er sah aus wie ein gebrochener Mann. Weder auf den Versuch der telefonischen Kontaktaufnahme noch auf Sprachmemos oder Textanfragen reagierte Rainer Koch am Wochenende. Am Samstagmorgen war sein Facebook-Account bereits gelöscht worden.
Koch hatte das Soziale Netzwerk zuvor so intensiv genutzt wie kein anderer DFB-Funktionär. Dass der 63-Jährige derart brüskiert und bis tief ins Mark erschüttert reagiert, zeigt, wie schwer er an der Niederlage trägt. Dabei ist er ja nach wie vor sowohl Präsident des bayerischen sowie Süddeutschen Fußballverband und zudem Abgeordneter des DFB in der Uefa-Exekutive. Und nach seinem grotesk misslungenen Auftritt beim DFB-Bundestag, als er in Panik geraten und verbal entgleist war („Wählen sich mich oder wählen sie nicht“) gäbe es doch gerade jetzt eigentlich besonderen Grund zur Kommunikation in angemessener Demut.
Fußball ist sein Leben, aber der DFB will ihn nicht mehr. Das ist ein sehr, sehr schmerzlicher persönlicher Verlust für Koch, aber es ist auch Signal einer glaubhaften Zeitenwende in einem zuvor zerrütteten Verband. Der sich jetzt mit unverbrauchten Kräften - darunter fünf neuen Frauen - in einer deutlich verjüngten Aufstellung fit für die Zukunft machen kann. Das ist dem Duo Bernd Neuendorf/Aki Watzke in einer fruchtbaren Gemeinsamkeit von DFB und DFL zuzutrauen. Watzke interpretierte das Ergebnis zurecht so: „Mehr Neuanfang geht eigentlich nicht.“
Zumal die zentralen zerstrittenen Figuren der Vergangenheit allesamt weg sind: Ex-Schatzmeister Osnabrügge, Ex-Generalsekretär Curtius, Ex-Präsident Keller, Ex-DFL-Chef Seifert, die gescheiterten Kandidaten Peter Peters und Rainer Koch als zuvor langjährigste Präsidiumsmitglieder und Interimspräsidenten. Beide sitzen derzeit noch für den DFB gut dotiert in den Regierungen von Fifa und Uefa, Sie sollten anerkennen, dass das kein Zukunftsmodell mehr sein kann. Sondern eine dysfunktionale Aufstellung der Vergangenheit.