
Zeit für Alarmismus
Frankfurter Rundschau
Borussia Dortmund droht, auch ihr allerletztes Saisonziel zu verspielen. Die Ursachen sind bekannt. Die Frage ist: Wie gut ist Trainer Marco Rose wirklich? Ein Kommentar.
Hans-Joachim Watzke hat es sich als neuer Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball-Liga vorgenommen, das schwer in Mitleidenschaft geratene Verhältnis der Bundesliga zum DFB wirksam zu verkleben. Das ist eine ziemliche Mammutaufgabe, die Zeit und Nerven kostet. Es ist ihm zuzutrauen, das mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit hinzukriegen.
Aber kriegt Watzke auch seinen Herzensklub Borussia Dortmund wieder hin?
Gerade merkt der Dortmunder Macher, dass ein Punkt erreicht ist, der den geschärften Blick von oben erfordert. Denn derart desolat, wie sich der BVB nun in zwei aufeinanderfolgenden Heimspielen, einem 2:5 gegen Bayer Leverkusen und nun einem 2:4 gegen die Glasgow Rangers, präsentiert hat, kann bei den Borussen niemand zur Tagesordnung übergehen.
Watzke sah sich zunächst zwar mal genötigt, ein angebliches Krisentreffen in der ihm eigenen deutlichen Sprache als „totalen Bullshit“ abzumoderieren. Aber genügend Fußballfachpersonal hat der BVB ja beisammen, um unter Anleitung des Chefs mit Michael Zorc, Sebastian Kehl, Matthias Sammer, Erdin Terzic und Trainer Marco Rose nicht nur routinemäßig die Köpfe zusammenzustecken. Sondern hochgradig alarmiert!
Es dürfte dieser geballten Kompetenz (weit mehr als in jedem anderen Bundesligaklub übrigens) nicht verborgen geblieben sein, dass die Mannschaft ein veritables Problem im Arbeitseifer nach hinten offenbart. Schon die 3:2-Auswärtssiege in Frankfurt und Hoffenheim waren ehrlicherweise mit mehr Glück als Verstand errungen, das Dortmunder Scheunentor stand jeweils sperrangelweit offen. Auch das 1:2 im Pokal beim Zweitligisten FC St. Pauli offenbarte Defensivschwäche und fehlende Widerborstigkeit, von den hanebüchenen Auftritten in der ebenfalls verpatzten Champions League beim 0:4 bei Ajax Amsterdam und 1:3 bei Sporting Lissabon ganz zu schweigen.