ZDF Magazin Royale: Böhmermann liefert keine Sternstunde, aber einen wunden Punkt
Frankfurter Rundschau
In seinem ZDF Magazin Royale nimmt Jan Böhmermann sich den US-Investor und Milliardär Peter Thiel und dessen Tech-Firma Palantir vor.
Immer mal wieder passieren Sternstunden, in denen Late-Night-Formate Skandale enthüllen und schier Unbegreifliches aufdecken, in denen Zusammenhänge plötzlich klar werden und Kompliziertes ganz einfach. Um es kurz zu machen: Jan Böhmermanns Ausgabe des ZDF Magazin Royale vom Freitag (11.02.2022) war keine davon. Aber – und das kann man auch würdigen – sie kam dennoch auf einige Aspekte um den US-Investor und Trump-Unterstützer Peter Thiel zu sprechen, die in der Öffentlichkeit gerne größere Beachtung finden dürften.
Thiel ist in Böhmermanns Narrativ eine Art republikanischer „James Bond“-Bösewicht, der sich Menschenblut spritzen lassen und in schwimmende Inselstaaten investieren will, in denen die bösen Themen wie Waffengesetze, Mindestlohn und jegliche Form von Sozialhilfen der Vergangenheit angehören. Außerdem ist er Multi-Milliardär und als solcher immer wieder als Wahlkampf-Unterstützer von Donald Trump sowie mehrerer erzkonservativer Republikaner aufgefallen. Und jetzt holt er eben auch Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz als „Global Strategist“ in sein Firmenimperium Thiel Capital.
Nun kann man argumentieren, dass das alles ja mehr oder weniger Zeitgeist ist und sich einfach früher oder später alles findet, was sich finden soll – ein bisschen Angst und Bange kann einem bei allem was Jan Böhmermann in seinem Beitrag über Thiel aus US-Medien zitiert, in Videoausschnitten zeigt oder am Ende der Ausgabe singend in bestem James Bond-Titelmusikstil zum Besten gibt, allerdings schon werden.
Der gebürtige Frankfurter Thiel, der mit seiner Familie im Alter von einem Jahr in die USA auswanderte, studierte Philosophie in Stanford, hob dann gemeinsam mit Tesla- und SpaceX-Gründer Elon Musk das Fintech-Unternehmen Paypal aus der Taufe und wurde bis zur Übernahme des Unternehmens durch Ebay, die Thiel wie Musk steinreich machte, dessen CEO. Musk ist seinem Image als Innovator treu geblieben, Thiel zog es Richtung Kapitalanlagen und als ersten Investor zu Facebook, dem heutigen Meta-Konzern. Seine wohl 2,7 Milliarden Dollar Reinvermögen machen Thiel wohl zu einem der reichsten Männer Amerikas. Und wo Geld ist, ist natürlich auch Macht nicht weit.
Dabei macht Thiel keinen Hehl daraus, dass ihm an ernsthafter Politik streng genommen wenig gelegen ist, Böhmermann zitiert dazu eine Interview-Aussage Thiels, nach der Jesus Christus ja auch „extrem skeptisch“ gegenüber der Politik gewesen sei. Passenderweise unterstützt er deswegen auch den selbsternannten Erlöser Donald Trump und andere radikal konservativen Republikaner, die von Konzepten wie Politik, Demokratie oder Staatsgewalt ein, sagen wir, kreatives Verständnis haben. Das macht ihn zu einem der wohl wichtigsten und kaum sichtbaren Einflüsse der US-amerikanischen „Alt-Right“-Bewegung.