Youtuber auf Kuba trotzen langsamstem Internet der Welt
n-tv
Die Internetqualität auf Kuba ist schlecht, hinzu kommt die Gefahr staatlicher Repressalien. Das hält einige Youtuber in dem Land trotzdem nicht davon ab, der Welt ihre Wirklichkeit zu zeigen.
Ein Video mit dem Titel "Das wahre Gesicht der Hauptstadt Kubas" ist innerhalb von sechs Wochen mehr als drei Millionen Mal auf Youtube angesehen worden. Es zeigt einen Spaziergang durch Centro Habana, ein Viertel neben Havannas Altstadt. Zu sehen sind uralte Autos, Fahrradtaxis, Straßenverkäufer, Menschenschlangen, Abwasserlachen, Müllberge - und Häuser, die kurz vor dem Einsturz zu stehen scheinen. "Diese Straße ist eine Gefahr, aber alle wissen, dass sie nicht die einzige ist", kommentiert eine Stimme. Es folgt ein Ausschnitt eines Videos, das sich in sozialen Medien verbreitet hat - von einer Frau, die in demselben Viertel von den herabgestürzten Trümmern eines Hauses verletzt worden sein soll.
Die Stimme gehört Jorge Luis Llanes. Sein Kanal "The Spartan Vlog" hat fast 400.000 Abonnenten. Llanes ist damit einer der erfolgreichsten kubanischen Youtuber - etwas, das es erst seit wenigen Jahren in dem Land gibt, das nach Angaben der Tech-Firma NordVPN das langsamste Internet der Welt hat. Der 39-Jährige stammt aus Centro Habana. Für seine Videos läuft er nicht nur durch Havanna, sondern bereist auch andere Teile des von der Kommunistischen Partei regierten Karibikstaates.
"Meine Absicht ist, alles von Kuba zu zeigen", ohne etwas unter den Teppich zu kehren, sagt Llanes der Deutschen Presse-Agentur. Das kann riskant sein. Der deutsche Staatsbürger Luis Frómeta Compte sitzt auf Kuba derzeit eine 15-jährige Haftstrafe ab, weil er im Juli 2021 eine Demonstration gefilmt hat. Am 11. und 12. Juli 2021 hatten Tausende Kubaner an zahlreichen Orten gegen Misswirtschaft und für Freiheit friedlich demonstriert. Es waren die größten Proteste seit der Revolution von 1959. Die kommunistische Regierung des karibischen Einparteienstaats stellte sie als Versuch der USA dar, Kuba zu destabilisieren, und reagierte mit Härte. Hunderte Teilnehmer der Demonstrationen sitzen noch heute hinter Gittern. Selbst ein Post in sozialen Medien, der dem Staat missfällt, kann per Gesetz bestraft werden.