Xis Corona-Politik macht immer mehr Chinesen wütend
DW
Ob Shanghai, Peking, Ürümqi oder sonstwo: Immer mehr Menschen lassen ihrem Frust über Pekings Null-COVID-Strategie freien Lauf. "Nieder mit Xi Jinping!" lässt Böses ahnen - für den Staatschef wie für die Demonstranten.
In China hat die strenge Corona-Politik zu den größten Protesten seit Jahrzehnten geführt. In der Hauptstadt Peking und anderen Millionenstädten gingen Demonstranten zu Hunderten auf die Straßen. In Shanghai waren in der Nacht zum Sonntag vor allem junge Leute zu einem Protestmarsch unterwegs. Auf Videos von dort, die sich trotz staatlicher Zensur im Internet verbreiteten, waren Rufe wie "Nieder mit der Kommunistischen Partei! Nieder mit Xi Jinping!" zu hören.
Auf Videos war allerdings auch zu sehen, wie Demonstranten abgeführt wurden. Bis auf wenige Supermärkte sind praktisch alle Geschäfte in Shanghai geschlossen. Die Straßen sind bis auf lange Schlangen vor PCR-Teststationen menschenleer.
Auch auf dem Campus der Tsinghua-Universität in Peking - der Alma Mater von Xi Jinping - versammelten sich mehrere Hundert Studenten. Auf Videos war zu sehen, wie sie leere Blätter Papier in die Luft hielten - aus Protest gegen die Repressionen, mit denen der Staat gegen kritische Stimmen vorgeht.
Eine junge Frau sagte: "Wenn wir uns aus Angst nicht zu Wort melden, enttäuschen wir unser Volk. Als Tsinghua-Studentin würde ich dies für den Rest meines Lebens bereuen." Die Menschenmenge entgegnete daraufhin euphorisch, dass sie keine Angst haben solle. Anderswo in Peking durchbrachen Bewohner Zäune ihrer Wohnanlagen und forderten ein Ende der Lockdowns. Am Abend dann versammelten sich bis zu 400 Menschen mehrere Stunden lang am Ufer eines Flusses in Peking. Auf der anderen Flussseite waren derweil mehrere Polizeifahrzeuge postiert.
Zu neuen Protesten kam es auch in Städten wie Wuhan, Chongqing, Ürümqi, Nanjing, in Xi'an und Guangzhou. Livestreams aus der Stadt Wuhan, die umgehend zensiert wurden, zeigten hunderte Menschen, die durch die Straßen zogen und mit ihren Handys filmten. In der Millionenmetropole waren Ende 2019 die ersten Corona-Fälle aufgetreten.