Xis Bankett der Autokraten
Süddeutsche Zeitung
Chinas Machthaber lädt die Olympia-Ehrengäste zum pompösen Bankett in die Halle des Volkes. Auch IOC-Chef Bach ist dabei, als Xi die Niederschlagung der Proteste in Kasachstan lobt.
Wenn das mal kein großer Bahnhof ist: Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hatte am Samstag in die große Halle des Volkes in Peking eingeladen. Zu einem feierlichen Bankett im Rahmen der Eröffnung der Olympischen Winterspiele. Natürlich war da kein gemeines Volk anwesen, außer den Bedienungen vielleicht. Vielmehr erweckt die Gästeliste in Teilen Erinnerungen an die einst von den USA ausgerufene "Achse des Bösen". Aber immerhin saß neben Dikatoren und anderen autokratischen Oberhäupter etwa aus Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Ägypten und Serbien, auch ein Deutscher: Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
Und Bach wendet sich ja immer wieder gegen eine Politisierung der Spiele. Über was er also mit Gästen wie Saudi-Arabiens Kronprinz Mohamed Bin Salman, dem Emir von Katar und dem ägyptischen Ex-General und heutigen Staatspräsidenten Abd al-Fattah as-Sisi gesprochen hat, ist bislang noch nicht bekannt. Vielleicht hat er sich aber auch mit Polens Präsident Andrzej Duda und seinem serbischen Kollegen Aleksandar Vucic über die hervorragende chinesische Küche ausgetauscht. Oder er hat Smalltalk mit dem Hochadel getrieben, etwa mit IOC-Kollegen Fürsten Albert II. aus Monaco oder der thailändischen Prinzessin Sirindhorn.
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Xi hatte ja schon am Vortag Russlands Präsidenten Wladimir Putin empfangen, danach führte er dann weitere politische Gespräche mit den angereisten Staatsgästen. Bezeichnenderweise war Putin im Vorjahr auch der erste Staatschef, der ungeachtet der immer stärker gewordenen Kritik an Chinas Umgang mit den Menschenrechten, seinen Besuch der Eröffnungsfeier zusagte.
Bei dem Bankett für die Ehrengäste plädierte Xi dem Vernehmen nach dann für "wahren Multilateralismus", womit in China meist ein Zurückdrängen der Vorherrschaft der Supermacht USA gemeint ist. Und nach den Unruhen in Kasachstan äußerte Xi im Gespräch mit Präsident Kassym-Schomart Tokajew seine Überzeugung, dass das Land soziale Stabilität wahren könne. Ein "unabhängiges, sicheres, stabiles und blühendes Kasachstan" sei im gemeinsamen Interesse, zitierte ihn die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.