Wolodymyr Selenskyj: Präsident der Ukraine, Tanz-Star, TV-Liebling
Frankfurter Rundschau
Wolodymyr Selenskyj ist seit 2019 Präsident der Ukraine. Bekanntheit erlangte er als TV-Star. Nun muss er sein Land durch den Krieg gegen Russland führen.
Kiew – Nach nicht einmal drei Jahren Amtszeit als ukrainisches Staatsoberhaupt ist Wolodymyr Selenskyj zu der wohl größten Heldenfigur seines Landes geworden. Während er zuvor noch als Comedian und Gewinner einer Tanzshow im Fernsehen für Applaus und einige Lacher sorgte, ist von seinem Witz und seiner Leichtigkeit nichts geblieben. Denn im Ukraine-Konflikt hat Selenskyj nach dem Angriff russischer Truppen zum Widerstand aufgerufen. Er zeigt sich seither tapfer, entschlossen und mit ernster Miene.
Selenskyj meldet sich nun regelmäßig per Videobotschaft und appelliert an die Menschen in der Ukraine, für die Freiheit ihres Landes einzutreten und zu kämpfen. Es sind die wohl größten Herausforderungen, die der 1978 geborene Ukrainer in seiner bislang sehr kurzen politischen Karriere gegenübersteht. Ein Überblick, was man zu Selenskyj wissen muss.
Politiker ist Wolodymyr Selenskyj erst seit dem 20. Mai 2019. An diesem Tag wurde er als Präsident der Ukraine gewählt. Er setzte sich mit 73,2 Prozent der Stimmen gegen Amtsinhaber Petro Poroschenko durch, die ehemalige Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko war bereits im ersten Wahlgang ausgeschieden.
Sein Wahlsieg lässt sich auch dadurch erklären, dass die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler in der Ukraine offenbar zutiefst unzufrieden mit der Arbeit Poroschenkos war. Poroschenko wird vor allem zur Last gelegt, dass sich die Lebensverhältnisse in dem osteuropäischen Land trotz seiner Versprechungen in den vergangenen Jahren nicht verbessert haben. So sind Reformschritte zu selten im Alltag angekommen, zu oft wurden sie auch durch Korruptionsaffären im engsten Umfeld Poroschenkos zunichtegemacht.
Zum Wahlsieg Selenskyjs beigetragen hat aber auch, dass er für viele Ukrainerinnen und Ukrainer ein Hoffnungsträger war. Fehlende Erfahrung und eine leicht verständliche Sprache haben seinen Außenseiterbonus und sein Image, ein einfacher Mann aus dem Volk zu sein, offenbar gestärkt.