
Wohin mit Afrikas Corona-Müll?
DW
Masken, Handschuhe, Testkits - Zehntausende Tonnen an täglichem Müll entstehen durch die Corona-Pandemie. Afrika kam schon davor nicht mit der Müllentsorgung hinterher. Welche Gefahren birgt das für den Kontinent?
Sie liegen überall, achtlos weggeworfen, verstopfen Straßen und Flüsse. Die strahlend-blauen Gesichtsmasken, die Menschen weltweit vor einer Infizierung mit COVID-19 schützen sollen, sind zu einem ganz neuen Problem geworden. Es herrscht eine regelrechte Müll-Pandemie: 353 Millionen Gesichtsmasken landen in Subsahara-Afrika nach Schätzungen jeden Tag im Müll, davon die meisten in Westafrika.
Wenn Kenianerin Catherine Wanjoya durch Nairobi läuft, kann sie ihren Ärger darüber nicht verbergen. "Die Masken liegen in den Straßen, die Menschen werfen sie einfach weg. Schuld daran ist die Tatsache, dass wir unseren Müll nicht trennen und die Menschen sich einfach nicht interessieren", sagt sie im DW-Interview.
Wanjoya ist die Gründerin von Genesis Care, einem Unternehmen, das Automaten für Hygieneprodukte sowie Verbrennungsöfen für deren anschließende Entsorgung vertreibt. Vor der Pandemie verkaufte Genesis Care Menstruationsprodukte für Frauen, jetzt sind auch Masken und Handschuhe im Sortiment. Für Wanjoya hat die hygienische Beseitigung der Produkte Priorität.
"COVID-19 hat sich in Kenia zu Beginn der Pandemie schnell verbreitet, auch, weil die Masken einfach in die Gegend geworfen wurden", so Wanjoya. Sie wisse von Fällen, in denen Menschen benutzte Masken aufgehoben, gesäubert und wieder verkauft hätten. "Das Gleiche passiert auf öffentlichen Mülldeponien: Menschen sammeln dort gebrauchte Spritzen oder abgelaufene Medikamente und infizieren sich und andere dadurch."
Nach Angaben der Weltbank entsorgen Länder mit niedrigen Einkommen mehr als 90 Prozent ihres Abfalls auf unregulierten Müllkippen, auf Feldern oder durch offene Verbrennung. In Afrika werden aktuell nur etwa fünf Prozent des Mülls recycelt. Es fehle eine funktionierende Müllentsorgungsstruktur, sagt Umweltaktivistin Lillian Mulupi vom United Green Movement Kenya im DW-Interview. "In vielen Bezirken gibt es nicht genügend Müllabfuhrtrucks oder öffentliche Mülleimer, der Müll wird tagelang nicht abgeholt. Und selbst wenn man seinen Müll zu Hause trennt, kommt die Müllabfuhr und schüttet alles wieder zusammen." Auch legten Regierungen keinen Fokus auf Recycling.