Woher Russland jetzt neue Soldaten bekommt
ZDF
Russland braucht frische Truppen für den Krieg in der Ukraine. Die Lücken sollen auch von Kämpfern aus Syrien und Tschetschenien gefüllt werden.
Russland kämpft in der Ukraine einen Krieg, auf den es so nicht vorbereitet war. Die Verluste sind hoch. Moskau sucht dringend nach neuen Soldaten - vor allem nach solchen, deren Tod die Stimmung im Land nicht weiter gegen Präsident Wladimir Putin dreht. Auf diese Unterstützung setzt Russland jetzt:
Einer der engsten Verbündeten Putins ist Ramsan Kadyrow, Präsident der autonomen Teilrepublik Tschetschenien. Seine "Kadyrowzy" genannten Kämpfer sind vor allem nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew aktiv.
"Es gibt keine belastbaren Zahlen, wie viele tschetschenische Kämpfer in der Ukraine sind", sagt Margarete Klein, Osteuropa-Forscherin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik. Insgesamt gebe es schätzungsweise 70.000 Kadyrowzy, so Klein - es könnten also sicherlich noch mehr Kämpfer hinzukommen.
"Die Kadyrowzy sind formal in die russischen Sicherheits- und Militärstrukturen eingebunden, de facto unterstehen sie aber nur dem tschetschenischen Machthaber Kadyrow, dem sie per persönlichem Eid verpflichtet sind", sagt Klein. Am Sonntagabend veröffentlichte Kadyrow Videos auf seinem Telegram-Kanal, die ihn und seinen Vertrauten Adam Delimchanow angeblich in der Ukraine beim Truppenbesuch zeigen. Überprüft werden kann das nicht. "Ihr Einsatz in der Ukraine ist Teil der psychologischen Kriegsführung, da die Kadyrowzy für ihre Brutalität gefürchtet sind", sagt Klein.
Syriens Diktator Baschar al-Assad ist Putin mehr als nur einen Gefallen schuldig. Seit 2015 stützt Russland die Regierung in Damaskus im Kampf gegen verschiedene Milizen, darunter auch den sogenannten Islamischen Staat. Am Freitag sagte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu, 16.000 Freiwillige, vor allem aus Ländern des Nahen Ostens, hätten sich gemeldet, um für Russland zu kämpfen. Zeitgleich verbreitete das russische Verteidigungsministerium Propagandabilder einer syrischen Regierungsmiliz bei einer pro-russischen Kundgebung.
Für Daniel Gerlach, Chefredakteur des Nahost-Fachmagazins "zenith", sind Show-Einlagen mit Paramilitärs, die auf Anordnung russische Fahnen und Porträts von Putin hochhalten vor allem Propaganda:
Falsch sei die Behauptung, syrische Freischärler seien besondere Experten für den Häuserkampf und würden dafür rekrutiert, sagt Gerlach ZDFheute. Die syrischen Streitkräfte hätten keine gute Bilanz im Häuserkampf und mussten auf die Hilfe der Hisbollah und von Iran geführter Paramilitärs zurückgreifen, um den Aufstand im eigenen Land zu bekämpfen.